Baustile
Romanik: von ~ 950 bis 1150
L'Osservatore Romano Nr. 37 vom 16.09.2022, S. 4, deutsch:
Künstler sind Verkünder der Schönheit, so der Papst bei einem Treffen mit Künstlern in der →Casina Pio VI. in den vatikanischen Gärten am 01.09.2022. "Schönheit ist gut, Schönheit heilt, Schönheit bringt dich weiter auf deinem Weg!" Er hoffe, dass die Kunst "Türen öffnet, Herzen berührt und hilft, vorwärts zu gehen". An dem von der spanischen Non-Profit-Organisation "Vitae Global" organisierten Gipfel nahmen unter anderen US-Schauspieler Denzel Washington und der italienische Sänger Andrea Bocelli teil.
Die Romanik hat die karolingische Kunst (deutsche Kunst) abgelöst. Monumentaler Baustil mit Rundbögen, (Rippen-)Wölbungen, starken Mauern. Der Steinbau wurde zum Ideal, um Holzbrände zu vermeiden. Hauptaufgabe der Romanik: Bau christlicher Kirchen (Basilika). Christliche Themen bevorzugt. Ableitung des Gewölbeschubs durch Emporen.
Pfarrblatt Kirche heute Nordwestschweiz 23-24/2024 Juni, S. 28, Eva Meienberg
Romanik (Ab dem 9. Jahrhundert, Blütezeit: 11. bis 13. Jahrhundert)
Mit den Karolingern (ihre Name kommt von Karl dem Grossen, vielleicht kennt ihr ihn?) beginnt im 9. Jahrhundert die Romanik. Aus dieser Zeit gibt es fast nur noch religiöse Gebäude, also Kirchen und Klöster, weil sie aus massiven Steinen gebaut wurden. Die romanische Architektur erkennt man an ihren Rundbögen. Der Grundriss der romanischen Kirchen bestand meistens aus einem Kreuz. Ein berühmtes Beispiel für eine romanische Kirche ist das Basler Münster:
https://de.wikipedia.org/wiki/Basler_Münster
Gotik: von ~ 1150 bis 1350
„gotico“ = barbarisch. In West-Frankreich entstanden. Absicht: Aufwärtsstreben, Durchlichtung (Streberwerk, Spitzbogen). Gotik: Sinnbild des „Himmlischen Jerusalems“. Ursprüngliches Verlangen nach Verherrlichung des Glaubens. Wetteifer: weithin sichtbare Kirchen (Höhendrang) bauen. Technische Neuerungen: Kreuzrippengewölbe, gotischer Spitzbogen, Strebepfeiler, Strebebogen, Fensterrosen, Glasmalerei.
Pfarrblatt Kirche heute Nordwestschweiz 23-24/2024 Juni, S. 28, Eva Meienberg
Gotik (13. bis 15. Jahrhundert)
Mit einer neuartigen Bauweise konnten die Architekten (damals und bis vor kurzer Zeit waren das Männer, weil Frauen Architektur nicht lernen durften) die gotischen Kathedralen sehr hoch bauen. Ihr Ziel war, möglichst viel Licht ins Kircheninnere zu bringen, weil das Licht für sie ein Symbol für Gott war. Mit den neu erfundenen Strebepfeilern aussen an der Kirche, wurde das Gewicht des Gewölbes zum Boden hingeleitet. Nun bauten sie die Bögen spitz und die Mauern waren nicht mehr massiv, sondern wurden aufgelöst durch Arkaden. Besonders eindrücklich sind die grossen bunten Glasfenster der gotischen Kathedralen. Ein Beispiel ist die Kicrhe in Chartres (Frankreich):
https://de.wikipedia.org/wiki/Kathedrale_von_Chartres
Renaissance: von ~ 1350 bis Anfang 16. Jahrhundert
Vom Italienischen „rinàscita“ – Wiedergeburt. Mit diesem Begriff bezeichnet man allgemein einen geschichtlichen Zeitraum, besonders aber eine Kunstepoche, die sich in Italien Anfang des 15. Jh. herausbildete und dann in ganz Europa verbreitete. Berühmte Künstler jener Zeit verdienten nicht nur viel Geld, sie waren auch in der Öffentlichkeit sehr angesehene Leute (z. B. Leonardo da Vinci, Raffael, Michelangelo, Albrecht Dürer aus Nürnberg). Die Künstler holten ihre Ideen aus der Antike: sinnhafte Schönheit und Klarheit der Verhältnisse: Regelmässigkeit, Freiheit, Ordnung. Bestimmende Geometrie: Vorliebe für Dreieck als Grundform und Pyramide. Entwicklung der Perspektive: dreidimensionale Realität wirklichkeitsgetreu wiedergeben. Früh-, Hoch- und Spät-Renaissance (mit Manierismus gleichgesetzt, 1520 – 1580). Höchstes Vorbild: griechische und römische Kunst.
Pfarrblatt Kirche heute Nordwestschweiz 23-24/2024 Juni,
S. 28, Eva Meienberg
Renaissance (16. Jahrhundert)
In der Architektur der Renaissance holten sich die Architekten ihre Ideen bei den römischen Bauten. Die waren symmetrisch, Säulen, Kuppeln und Arkaden zierten die Gebäude. Die Renaissance wird darum auch als die Wiedergeburt der Antike beschrieben. Ein berühmtes Beispiel ist das Ospedale degli Innocenti in Florenz (Adresse nachstehend). In der Renaissance wurden die Handwerker in den Städten einflussreich. Sie schlossen sich zu Zünften zusammen. An den wichtigen Plätzen der Städte standen nun nicht mehr nur Kirchen, sondern auch die Rathäuser der Stadtbürger.
https://de.wikipedia.org/wiki/Ospedale_degli_Innocenti
Barock: von Anfang 16. Jahrhundert bis 1750
Das Wort „Barock“ stammt eigentlich aus dem Portugiesischen und bedeutet „unregelmässige Perle“. Dieses Wort wurde ins Französische übernommen, um damit eine Kunstrichtung zu bezeichnen: „baroque“ – „schiefrund“, „ausgefallen“. Der Barock ist eine Kunstepoche, die im 16. Jh. von Italien ausging und sich in ganz Europa verbreitete. Er entwickelte den Stil der Renaissance weiter. Rom ist die italienische Hauptstadt des Barock.
Der Barock will unterschiedliche Formen und Elemente in eine dynamische Einheit bringen. Licht als wesentliches Element der Barockmalerei. Bewegte Linie im Grundriss, den dramatischen Aufschwung (Spiralsäule) und Aufbau, die Unendlichkeit, das Unvollendbare durch Sinnenfreudigkeit bis zur Pracht. Ausdruck bis zur Ekstase. Gegensätze werden gesucht. Von Italien ausgehend. Religiös setzt der Barock die Gegenreformation, politisch den Absolutismus (unbeschränkter gesetzgebender und vollziehender Herrscher, z. B. Ludwig XIV.) voraus.
Im Gegensatz zur Renaissance ist der Barock dramatischer, überschwänglicher, theatralischer. Die Renaissance appelliert an die Vernunft und will überzeugen, der Barock wendet sich an das Gefühl und die Phantasie.
Pfarrblatt Kirche heute Nordwestschweiz 23-24/2024 Juni,
S. 28, Eva Meienberg
Barock (16. bis 18. Jahrhundert)
Die Grundrisse der barocken Gebäude sind vielfach oval und ellipsenförmig. Das Innere der Gebäude ist mit Gips ausgestaltet. Der ist einfach zu formen und sieht manchmal aus wie Schlagrahm. Die Mauern sehen aus, als seien sie in Bewegung. Das könnt ihr in der Klosterkirche in Einsiedeln beobachten. Die barocken Architekten wollten die Menschen beeindrucken. Oft wurden die Gebäude mit Voluten (spiralförmige Einrollungen) verziert. Diese sehen wie riesige Schneckenhäuser aus. Ein besonders eindrückliches Beispiel für ein barockenes Gebäude ist die Salute-Kirche in Venedig:
https://de.wikipedia.org/wiki/Santa_Maria_della_Salute
https://de.wikipedia.org/wiki/Kloster_Einsiedeln
Rokoko: von ~ 1720 bis 1780
Besonders in Frankreich, Deutschland und Italien. Zierlich, verspielte Formen mit Anmut und Leichtigkeit. Besonders vorzufinden bei Innenausstattungen und beim Porzellan. Das Wort stammt vom französischen "Rocaille" ("Muschelwerk"). Rokoko wird ab 1770 vom Klassizismus abgelöst.