Kirchenstaat – seine Geschichte

Geschichte des Kirchenstaates

1. Patrimonium Petri

(lat. römisches Recht: der väterliche Erbteil)

„Erbe des Apostels Petrus“; der älteste Teil des Kirchenstaates. Durch Schenkungen wuchs der Grundbesitz der römischen Kirche an. Der Bischof von Rom war im 6. Jahrhundert der grösste Grundbesitzer in Italien.

2. Konstantinische Schenkung
(Konstantin d. Gr., 306 – 337)

Im 8. Jahrhundert eine gefälschte Urkunde, nach der Konstantin d. Gr. dem Papst Silvester I. und seinen Nachfolgern die Herrschaft über Rom und das westliche Reich zugestanden haben soll (im Jahre 1440 durch Lorenzo Valla klargestellt). Erhalten hat der Papst St. Peter und S. Giovanni in Lateran inkl. deren Gebäude (nach HK).

3. Pippinische Schenkung
(Pippin der Jüngere, um 715 bis 768)

Fränkischer Herrscher aus dem Haus der Karolinger (seit 751). Pippin schenkte dem Papst Stephan II. seine langobardischen Eroberungen, z. B. Rom, Ravenna, Toskana, Venetien, Istrien, Spoleto, Benevent.  Dies war die Grundlage des Kirchenstaates. Diese Pippinische Schenkung wird von einigen Historikern kontrovers diskutiert.

1503 – 1513, Papst Julius II.

Grösste Ausdehnung des Kirchenstaates. Es kamen hier dazu: Romagna, Bologna, Urbino, Ferrara, Ravenna, Imola, Faenza:
Der Papst regiert eine Fläche, die 1,5 x grösser als die heutige Schweiz. Nachstehende Karte, aber im späten 15. Jahrhundert, Fläche Nr. 2:

18./19. Jahrhundert 

1798   Der Kirchenstaat wird zur Römischen Republik erklärt.
1815   Der Kirchenstaat wird durch den Wiener Kongress wieder hergestellt.

Einverleibung des Kirchenstaates

20.09.1870:

Über die Porta Pia in Rom wird der Quirinalspalast eingenommen, der Sitz der weltlichen Hoheit des Papstes. Damit endet der lange Kampf um die Wiedervereinigung Italiens und der Papst geht zuerst nach Gaeta, dann in  den Vatikan. Die →Römische Frage beginnt.

→Risorgimento

Gründung des Staates der Vatikanstadt

11.02.1929: 

Lateranvertrag zwischen dem  Königreich Italien und dem Papst. Der Staat der Vatikanstadt (0,44 km2) entsteht. Der Heilige Stuhl erhält Kirchen, Paläste und Parzellen mit exterritorialem Status (damals 0,70 km2). Er wird Subjekt der völkerrechtlichen Beziehungen.

Der neue Staat der Vatikanstadt erhält von Italien eine Abfindungssumme (Lire 750’000’000 mit Check und Lire 1 Milliarde mit Urkunde für Italienische Staatstitel). Umgerechnet mit damaligem Tageskurs waren diese Lire 1,750 Milliarden rund 475 Millionen Schweizer Franken.

→Lateranvertrag

Die Forderung des Papstes, vom Vatikanstaat weg eine direkte Verbindung zum Mittelmeer und zum Park Doria Pamphili, mit direktem Weg über den Park Abamelek, zu erhalten, wurde vom Königreich abgelehnt. Ebenso wurde abgelehnt, den Palast der Glaubenskongregation und den Campo Santo in den Vatikanstaat einzugliedern.

Der Heiliger Stuhl und der Staat der Vatikanstadt bleiben seit der Gründung von 1929 nicht statisch.

Der Staat der Vatikanstadt steht unter der Autorität des Hl. Stuhles.

→Sch, Erweiterte Themen, Schiffe: OR Nr.  2 vom 13.01.2023 (des Papstes Marine)