Hausnummern Conciliazione (Titelbild: vatikanische Gärten)
unten:
Jahr 1935: So sahen die zwei Zufahrten Richtung Petersplatz aus: zwei kleine, schmale Strassen, beide mit einem Strassenbahngeleise und mit grosser Wahrscheinlichkeit einer Haltestelle vor dem Petersplatz. Zwischen den Strassen ein Gebäudekomplex, Spina di Borgo genannt, die man abriss und die Via della Conciliazione baute (siehe oben)
Auf obigem Bild sind in der Mitte zu erkennen (von oben nach unten):
- die Peterskuppel mit Petersdom
- Petersplatz
- zwei Strassen, die zum Petersplatz führen
- dazwischen die sogenannte Spina di Borgo (Gebäudekomplex und die Piazza Scossacavalli)
Erklärungen:
Spina: (Dorn) Die Spina, hier eben eingeklemmt zwischen zwei Strassen, hat von der Form her Ähnlichkeit mit der Spina eines römischen Zirkus
Scossacavalli: Auf diesem Platz gelang die Entdeckung eines Oberschenkels von einem römischen Reiterstandbild (coxa caballi im Vulgärlatein)
Borgo: Stadtquartier
Die offizielle italienische Kultur in ihrer römischen Darstellung war zu Beginn des 20. Jahrhunderts von dem Wunsch geprägt, Rom von der ehemaligen Hauptstadt des säkularen Kirchenstaates in die neue Hauptstadt des italienischen Staates zu verwandeln, der aus dem Risorgimento (Einigungsbestrebungen Italiens) hervorging. So wurden neue Stadtteile und grosse Abrisse geplant, auf die sich die Interessen der unvermeidlichen Spekulanten konzentrierten. Die Spina der Borghi (Borghi: kleine Stadtteile vor wichtigen Palästen wie beispielsweise auch in Florenz), die Gebäude zwischen den beiden parallelen Strassen Borgo Vecchio (im Bild rechts mit benutzten Strassenbahn-Geleisen) und Borgo Nuovo, blieben von diesen Abrissprojekten verschont, bis 1936 eine Änderung des Masterplans von 1931 ihren Abriss beschloss. Benito Mussolini selbst liess "einen Eingang zum grössten Tempel des Christentums, der der Stadt würdig ist, anstelle des sehr dürftigen Eingangs zu den Borghi" prüfen und beauftragte die Architekten Piacentini und Spaccarelli mit der Arbeit.
Am 28. Oktober 1936 um 9 Uhr morgens traf der Duce in der Uniform eines Generalkommandeurs der Miliz auf der Piazza Pia ein, die an der Spitze der Borghi in Richtung Engelsburg gelegen war, und stieg auf die Terrasse eines Gebäudes. Vor den Blicken der Ministern und Prälaten, gefolgt von einer jubelnden Mengen und begleitet von den Hymnen einer Kapelle, führte er den ersten Schlag der Spitzhacke aus.
https://welt.de/kultur/history/article13869984/Mussolinis-Spitzhacke-veraenderte-die-Gesellschaft.html
Am 8. Oktober 1937 war der Abriss von 600'000 Kubikmetern Baumaterial abgeschlossen. Danach begann der Bau der Via della Conciliazione (Strasse der Versöhnung), unterbrochen durch den 2. Weltkrieg, und wurde zum Heiligen Jahr 1950 mit der Errichtung von zwei Reihen von insgesamt 28 Obelisken, die als Laternenpfahlhalter dienen, fertiggestellt. Italien hatte eine neue Prachtstrasse.
Wikipedia April 2023
Via della Conciliazione Geschichte 1924-2014. Video, 8 Min. 14:
https://youtube.com/watch?v=GKqD-mu_c1M
Via della Conciliazione. Video, 1 Min. 19:
https://youtube.com/watch?v=o0qMNMvOBFw
https://romasegreta.it/borgo/via-della-conciliazione.html (neu und alt)
Oben:
Ein Konzept aus dem Jahe 1776 für einen offenen V-förmigen Boulevard (meist von Bäumen gesäumte Prachtsstrasse. Architekt Morelli).
unten:
Jahr 1982: Die Via della Conciliazione zum Petersplatz (obere Hälfte)
Jahr 1922: Die Strassen zum Petersplatz
Fotos aus den Jahren 1982 (oben) und 1922
Die Via della Conciliazione, die Strasse der Versöhnung, rund 500 m lang und 80 m breit zwischen Engelsburg und Vatikanstaat, wurde 1950 zum Jubeljahr fertig erstellt. Sie bedeutet die Versöhnung zwischen dem Königreich Italien und dem Vatikan. Am 20.09.1870 wurde der Kirchenstaat aufgelöst und der Papst musste vom Quirinalspalast in den Vatikan ziehen; er hatte keinen Staat mehr. Mit dem Lateranvertrag vom 11.02.1929 errichtete man den heutigen Vatikan (Staat der Vatikanstadt, Stato della Città del Vaticano) und der Papst hatte nun wieder eigenes Land, einen eigenen Staat, der heute zwar der kleinste der Welt ist. Man versöhnte sich. Als Erinnerung an diese Geschichte liess Mussolini, der damalige Duce Italiens, diese Prachtsstrasse bauen.