Tatsachen und Meinungen C

Callisto, San, Palazzo, Rom

→Adressen San Callisto

Piazza di San Callisto, Nr. 16 (links neben der Kirche S. Maria in Trastevere)

https://mapcarta.com/de/W51368361
https://de.wikipedia.org/wiki/Palazzo_di_San_Callisto

Bild oben: Nordostseite des riesigen Palastes San Callisto, genannt "Zweiter Vatikan“: Viele Administrationen des  Hl. Stuhles sind hier untergebracht, z. B. sechs von elf Päpstlichen Räten mit fördernden Funktionen. Im Bild rechts die Kirche S. Maria in Trastevere. - Wir sind im ältesten Stadtteil Roms mit eigenem Dialekt.

Adressen und Telefon-Nummern aller Päpstlichen Räte:  

→Räte

Campo Santo Teutonico neben der Peterskirche 

Cancelleria in der Stadt Rom

→Adressen
Piazza della Cancelleria, 1: Gerichte des Heiligen Stuhles
https://de.wikipedia.org/wiki/Palazzo_della_Cancelleria

Canonica, Palazzo della, Vatikanstaat

  • (hinter Petersdom-Sakristei, gleicher Bau)
  • Sitz  des Vikariates des Staates der Vatikanstadt
  • Generalvikar Seiner Heiligkeit für die Vatikanstadt )   Personalchef
  • Erzpriester der Päpstlichen Basilika St. Peter         )   ein Kardinal, zzt.
  • Präsident der Dombauhütte von St. Peter               )   Angelo Comastri (08.2015)
    (Erzpriester: Stellvertreter des Bischofs an grossen Kirchen, „Personalchef“. In  unserem Falle hat er  vermutlich die meisten Bischöfe und Kardinäle  zu „betreuen“.)
  • Pfarramt St. Peter im Vatikan
  • Kanoniker-Wohnungen, die da sicher 10 bis 15 sind
     
  • https://impresavioli.com/portfolio/fabbrica-di-san-pietro-palazzo-della-canonica/

Nach den Lateranverträgen wurde die Jurisdiktion des Vatikangebietes von derjenigen der Diözese getrennt. Die Gläubigen, die auf diesem Territorium lebten, sollten von einem eigenen Vikariat (Generalvikar) betraut werden:

  • Ganzer Staat der Vatikanstadt (einschl. Mitarbeitende)
  • (Lateranpalast)
  • der Apostolische Palast von Castel Gandolfo
  • die Päpstlichen Villen Cybo und Barberini in Castel Gandolfo
  • die Peterskirche

Der Chirograph (direkte päpstliche Verfügung) vom 14.01.1991
Die Seelsorge im Staat der Vatikanstadt wird von jetzt an dem jeweiligen Erzpriester der Vatikanbasilika übertragen, der somit auch Generalvikar für die Vatikanstadt und die Päpstlichen Villen in Castel Gandolfo wird. Ausgeschlossen aus seiner Jurisdiktion bleibt der Lateranpalast, der dagegen dem Kardinalvikar für die Diözese Rom untersteht. Weiter: Der Pfarrer von St. Anna wird auf Vorschlag des Generalpriors des Augustinerordens und des Erzpriesters vom Papst ernannt.

  • Pastorale Verfügungen vom Papst her an den Erzpriester:
  • Angemessene Katechese für die Menschen, die auf vatikanischem Territorium  wohnen oder jeden Tag der Arbeit nachgehen
  • Eine an die Zeiten im Jahreskreis angepasste Seelsorge, mit einer
    angemessenen Vorbereitung, vor allem an Höhepunkten des liturgischen
    Jahres wie Advent, Fastenzeit, Ostern oder den Marienfesten
  • Es sind geeignete Räumlichkeiten in der vatikanischen Canonica zu finden, in dem sich das General Vikariat der Vatikanstadt niederlassen kann

Der heutige Erzpriester sagt aus:

Der kleinen „Kirche“ der Vatikanstadt kommt die Aufgabe zu, den Pilgern gegenüber, die aus der ganzen Welt zum Ort des Martyriums und zur Grabstätte des Apostels Perus strömen, ein außergewöhnliches Zeugnis abzulegen. Die „vatikanische Christengemeinde“ ist für die Pilger sozusagen das Antlitz der Kirche.

Carabinieri, Compagnia Roma-San Pietro

Carlo San, Palazzo, Vatikanstaat

https://welt.de/vermischtes/article128550325/Erstes-Foto-vom-goldenen-Penthouse-des-Kardinals.html

Vatikanstaat, rechts von Domus Santa Marta ("Kardinalshotel"), Eingang Perugino. Hier sind vorzufinden:

  • Filmarchiv und Kino (siehe dort)
  • Kartei des Informationsbüros über das Geheimarchiv
  • Päpstlicher Rat für soziale Kommunikationsmittel (einziges von 21 Dikasterien/Ministerien, das zum Teil auf vatikanischem Staatsgebiet liegt)
    Korrektur: ausgezogen, jetzt an der Via della Conciliazione
  • Jungeninternat (24 Betten), 1956 gegründet. Jungens mit Eltern zusammen, die den Priesterberuf erhoffen. Schule selbst an der Viale Vaticano 42, Rom  (1 Priester je Jahr).

    Siehe auch →Schulen

Casino „Pius IV.“ in den Vatikanischen Gärten

https://de.wikipedia.org/wiki/Casino_di_Pio_IV
https://romeartlover.it/Vasi182.htm

Alexander Smoltczyk, Vatikanistan, S.119

Hinter einem geschmiedeten Eisenzaun ist unter wie Schirmpinien ein cremeweisses, ein wenig verschachteltes doch sehr verlockendes Renaissance-Lustschlösschen zu sehen. Das ist die Casina Pio IV. (1559-65), gebaut von demselben Architekten Pirro Ligorio, der in Tivoli die Villa d’Este entworfen hat. Wenn es im Vatikan einen Ort gibt, der dem Ideal des paradisus von Nikolaus V. (1447-55), entspricht, dann ist es hier. Man geht durch einen Torbogen „ad hortos vaticano“ (hortus = Garten, Park), wie es Gregor XVI. netterweise ausschildern liess, und vorbei an der Statue eines antiken Redners. Eigentlich sollte das Gebäude ein Haus der Einkehr und Meditation werden. Aber der Medici-Papst  Pius IV. erweiterte den Bau zu einem wahrhaftigen Schlösschen mit überdachter Loggia, Mosaiken, Wasserspielen und 2 Vestibülen. Das Innere prangt nur so von Fresken und antiken Statuen, Marmorböden und Stuckfiguren (Nebenfiguren in Gips in Landschaftsgemälden). Der Boden ist mit handgemalten Kacheln ausgelegt. An den Wänden sind Medaillons mit mythischen (überlieferte Götter- und Dämonensagen) Szenen eingelassen, die schöne Diana (Göttin der Jagd), die Geburt der Venus (röm. Liebesgöttin), üppige weibliche Karyatiden (griech. weibliche Säulenfigur als Gebälkträgerin). Wer hier meditieren möchte, braucht gute Nerven. Dennoch sind in diesem Palazzino die Päpstlichen →Akademien für Wissenschaften und Sozialwissenschaften anzutreffen.

„Pontificia Academia Scientiarum“ steht auf dem glänzend geputzten Klingelschild am Eingang. Diese Wissenschaftsakademie hatte schon Galileo Galilei als Gründungsmitglied und ist bis heute eine der vornehmsten Einrichtungen der scientific community, die einzige internationale Akademie ihrer Art, ganz und gar dem reinen Wissen gewidmet. Wer hier keinen Nobelpreis vorweisen kann, muss sich ganz hinten anstellen. 30 Preisträger sind gegenwärtig Mitglied und dürfen sich damit „Exzellenzen“ von Papstes Gnaden nennen. Die Mikrobiologen Werner Arber (2011: jetzt deren Präsident) und Günter Blobel, die Physiker Stephen W. Hawking, Kai Siegbahn oder Aage Bohr. Papst Pius IX. (1846-78) bestimmte, dass es keinerlei rassistische oder religiöse Diskriminierung bei der Wahl der Akademiker geben dürfte. So finden sich unter den derzeit 91 Mitgliedern auch notorische Atheisten wie der Neurologe Wolf Joachim Singer, Protestanten und Muslime. Jedes Jahr wird ein Thema debattiert und keineswegs nur religionsrelevante. In den letzten Jahren gab es Konferenzen zur Geopolitik des Wassers und zu Grundsatzfragen der Mathematik. Die Exzellenzen sitzen dann wie Studenten in den engen Bankreihen des Auditoriums und lauschen den Diskussionspapieren und Gegenpapieren. Über die Themen befindet ein Ausschuss. Die Debatten werden bisweilen in aller Schärfe geführt. Als auf Anregung des ehemaligen Mitglieds Ratzinger über die Frage diskutiert wurde, ab welchem Zeitpunkt ein Mensch für tot zu erklären sei, ging es  so heiss her, dass im Konferenzbericht Minderheitsmeinungen und schriftliche Proteste abgedruckt werden mussten.

Per motu proprio, also ganz aus eigenem Willen, erklärte Johannes Paul II. 1994 eine Akademie für Sozialwissenschaften, „Socialium Scientiarum“, für gegründet, ebenfalls in dem Palazzo angesiedelt. Zurzeit 35 auf Lebenszeit berufene katholische Wissenschaftler sollen hier die katholische Soziallehre weiterentwickeln und die Kurie vor wichtigen Fachdokumenten briefen. Der Papst hat sich mit den Akademien ein Instrumentarium geschaffen, das sein Lehramt vor Weltferne bewahren soll. Ein prominentes deutsches Mitglied ist der ehemalige Bundesbankpräsident Hans Tietmeyer. Daneben der Verfassungsrechtler Paul Kirchhof, der Pariser Politologe René Rémond oder die Nobelpreisträger Edmond Malinvaud, Joseph Stiglitz und Kenneth J. Arrow. Zu ihren Tagungen können die Weisen sich hochkarätige Gäste einladen, Weltbankpräsidenten oder Minister. Keinem wird ein Zimmer in einem der römischen Luxushotels bereitgestellt, allesamt müssen sie im vatikaneigenen und im Vatikanstaat gelegenen
***Hotel Domus Sanctae →Martae

absteigen (links neben Peterskiche).

→Akademie…

Castel Gandolfo, südöstlich von Rom

426 m ü. M. (gleich hoch gelegen wie die Wetterstation des Flughafens Zürich-Kloten), rund 9’000 Einwohner, 14 km2 Gemeindefläche. Das Dorf liegt rund 25 km südöstlich von Rom entfernt in den Albanerbergen (colli albani).

https://de.wikipedia.org/wiki/Castel_Gandolfo#Geographie
https://de.wikipedia.org/wiki/Castel_Gandolfo#Geschichte
https://de.wikipedia.org/wiki/Castel_Gandolfo#Politik
https://de.wikipedia.org/wiki/Castel_Gandolfo#Papstresidenz

https://youtube.com/watch?v=oKLR6npUZTc  (Video, 6 Min. 13)
https://youtube.com/watch?v=bnnhuSteQcs    (Video, 7 Min. 09, englisch)

https://youtube.com/watch?v=Xr1WC3j3kRE   (Video, 23 Min. 37)

Reservationen für: Vatikanisches Museum, Vatikanische Gärten, Residenz von Castel Gandolfo, S. Maria Maggiore
https://tickets.museivaticani.va/home

 

Palast: Tel. extern 0039 06 932 00 01, intern 63111
Ville Pontifice, Zentrale 06 698 631 11. Sekretariat 06 698 632 81
Das Hoheitsgebiet des Vatikanstaates in Castel Gandolfo (auf 5 verschiedenen Parzellen) umfasst eine Fläche von 0,55 km2, gleich gross wie beispielsweise die Überbauungsfläche der Schweizer Gemeinde Biberstein AG. Das Hoheitsgebiet ist also grösser als der Staat der Vatikanstadt selber (0,44 km2).

Die Sommerresidenz des Papstes steht auf geschichtsträchtigem Boden. Castel Gandolfo ist das aus der römischen Sage bekannte Alba Longa, das von Ascanius, dem Sohn des Aeneas, gegründet worden sein soll und von Tullius Hostilius, dem dritten König Roms, zerstört wurde. Die römischen Kaiser Claudius (41-54) und Domitian (81-96) liessen auf den Ruinen der Stadt prächtige Villen errichten. Im hohen Mittelalter bauten die Gandulfi, eine genuesische Familie, dort eine Burg. Die Festung ging später in den Besitz des römischen Adelsgeschlechtes der Savelli über. Im Jahre 1604 fiel sie an die Apostolische Kammer, die für die Begleichung einer hohen Schuld der aristokratischen Familie aufgekommen war. Der erste Papst, der sich in Castel Gandolfo aufhielt, war Urban VIII. (1623-1644). Schon lange vor seiner Wahl zum Nachfolger Petri hatte er sich häufig dorthin begeben, um Ruhe und Erholung zu finden. Am Albaner See besass er als Kardinal ein Haus und einen Weinberg. Hier fand er die Musse, lateinische Gedichte zu verfassen, ein Sonett widmete er  „der Lieblichkeit der Villa zu Castel Gandolfo“. (Ulrich Nersinger)

WA: Die Familie Pfyffer von Altishofen mit ihren 11 Schweizergarde-Kommandanten besass im 18. Jahrhundert ein eigenes Haus in Castel Gandolfo, das ihr auch sonst als Landsitz diente. (P. Krieg, Die Schweizergarde in Rom, 1960, Seite 455). - Nach den Recherchen von Exgardist Linus Meier, Beromünster, und Werner Affentranger im Staatsarchiv Luzern und auf der Gemeindekanzlei in Castel Gandolfo ist kein solcher Hausbesitz nachweisbar. Vielmehr könnte das Haus gemietet worden sein (Stand 2021).

Die fünf exterritorialen Parzellen des Vatikans in Castel Gandolfo (0,55 km):

1   Apostolischer Palast
     Ort des Palastes von Kaiser Domitian (51  96), dann Adelssitz der Familie Gandulfi und
     Savelli. Im Jahre 1596 von Klemens VIII. beschlagnahmt, 1624 durch Urban VIII. zum
      Papstp
alast umgebaut. 2016 von Papst Franziskus zum Museum erklärt.

2   Garten der Villa Cybo
     Villa von F. Fontana zzt. von Klemens XI. 1706 erbaut, von   Kardinal C. Cybo
     1717 erworben. Früher  Audienzhalle für die öffentlichen Papstaudienzen.

3   Villa Barberini mit angrenzenden Gärten (a), Sommersitz des Päpstlichen
      Städtischen   Kollegs für Propaganda Fide (b) – und päpstlicher Bauernhof (c, d)
      Die Villa wurde von Taddeo Barberini 1628-1631 erbaut. Heute Sitz der Verwaltungen
      für die exterritorialen Gebiete des Vatikanstaates  in Castel Gandolfo.
      Päpstlicher Bauernhof hat Pius XI. im Jahre 1930 errichten lassen.

4   Oliveto ex Bacelli
     Selbständige Parzelle, angrenzend an die Gemeinde Albano: Olivenhain ex Bacelli.

5   Stift von St. Thomas (Pfarrkirche San Tomaso da Villanova))  und angrenzendes
      Pfarrhaus. Die Pfarrkirche wurde 1658 – 1661 von Gian Lorenzo  Bernini erbaut. Die
      Kirche des Papstes.

OR (L'Osservatore Romano) Nr.  25 vom 24.06.2011                           →Bap-Be, Bauernhöfe (Bilder)
Vor der Generalaudienz am 15. Juni 2011 segnete Papst Benedikt XVI. eine Glocke, die von der Glockengiesserei Marinelli in Agnone (Region Molise) angefertigt wurde. Sie wird demnächst in der Pfarrkirche „San Tomaso da Villanova“ in Castel Gandolfo erklingen. Die Glocke wurde zum freudigen Anlass des 60. Priesterjubiläums von Benedikt XVI. gegossen und trägt das Wappen und den Namen des Heiligen Vaters.

A. Gahlinger, Die neue Garde, S. 60
So stand Pius XI. (1922-39) im Jahre 1929  nach dem Friedensschluss mit Italien im Lateranvertrag vor der Alternative: auf die Rückgabe von Castello zugunsten des Farnese-Schlosses von Caprarola zu verzichten,  oder aber an Stelle der alten, zerfallenen eine neue Villa  aufzubauen. Getreu seinem Grundsatze, das gute Alte beizubehalten und es mit zweckmässigem Neuem harmonisch zu verbinden, liess er die ganze Anlage von tüchtigen Architekten stilgerecht instand setzen. Die heutige Sommerresidenz ist somit sein Werk. Die Ingenieure Ratti und Castelli sowie der gegenwärtige Direktor der Anlage, Commendatore Bonomelli, haben dort Beweise ihres beruflichen Könnens hinterlassen. – WA: Caprarola liegt rund 60 km nordwestlich von Rom. Das Farnese-Schloss ist heute im Besitz der italienischen Republik. Casino und Gärten sind Residenzen des italienischen Staatspräsidenten, früher hielten sich dort die Thronerben des jungen italienischen Königreiches auf.

Eine grössere, umfassende Renovation wurde indessen bereits im Jahre 1945 wieder dringend notwendig. Die 3’000 bis 4’000 Flüchtlinge, welche die Villa während der ganzen Dauer des Krieges besetzen durften, haben naturgemäss die Räumlichkeiten stark abgenützt. In einem heftigen Bombenangriff wurde zudem das Bauerngut der Villa, einer der schönsten Musterbetriebe Mittelitaliens, teilweise dem Erdboden gleichgemacht.

Katholische Wochenzeitung  Baden Nr. 28 vom 15. Juli 2011
Eine neue Aussicht erwartet den Papst, wenn er in wenigen Tagen zu seinem Sommersitz Castel Gandolfo zurückkehrt: Nicht mehr ockerfarben, sondern fast strahlend weiss wird die Kirche „San Tommaso da Villanova“ ihn auf der Piazza della Libertà begrüssen. Am 15. August, Maria Himmelfahrt, wird Benedikt XVI. in der Bernini-Kirche (vatikanisches Hoheitsgebiet) mit der frisch renovierten Aussenfassade einen Gottesdienst feiern.

Feinkost- und Souvenirhändler Maurizio Carosi (Er soll morgens die erste Milch vom Bauernhof bekommen.) kann den Herkunftsort der Touristen in Castel Gandolfo am jeweiligen Wochentag festmachen: „Mittwochs und freitags legen in Civitavecchia Kreuzfahrtschiffe mit Amerikanern an, von denen viele einen Tagestrip durch die römischen Castelli machen und zu uns kommen. In einem Fotoalbum hat Carosi Bilder von Benedikt XVI. und Johannes Paul II., ebenso eine Schwarzweiss-Fotografie von Gläubigen, die Pius XI. (1922-39) begrüssen. Die Geschichte der Sommerresidenz geht jedoch viel weiter zurück. Seit 1628, nachdem Urban VIII. (1623-44) die Burg zu einem Papstpalast umbauen liess, entfliehen die Päpste zwischen Mitte Juli und Mitte September der römischen Sommerhitze nach Castel Gandolfo.

2. Weltkrieg: Papst Pius XII. (1939-58) hatte sein Refugium ein halbes Jahr bis zum Abzug der deutschen Besatzer aus Rom am 4. Juni 1944 für Verfolgte geöffnet. Rund 12’000 Menschen fanden damals in den Palästen und Gärten Zuflucht. Carosi deutet auf ein Bild, das Schwangere in aneinandergereihten Betten in den Privatgemächern zeigt. „Rund 40 Kinder sind damals im päpstlichen Schlafzimmer geboren worden“, erzählt er.

AS, Vatikanistan, S. 304
Wandelgang der kaiserlichen Villa mit einem grossen Eisenkreuz. Auf dem Sockel des Kreuzes, einem korinthischen Säulenstumpf, stehen sonderbare Inschriften: mit Bleistift hingekrakelte Namen, dahinter Jahreszahlen aus den 1940ern. Letzte Spuren einer vergessenen Geschichte. Während der deutschen Besatzung Roms, im Januar 1944, liess der damalige Papst, Pius XII., seine Sommerresidenz samt Gärten für Flüchtlinge, Verfolgte und Anwohner öffnen. Von niemandem wurde der Taufschein oder der Parteiausweis verlangt. Die wenigen Schwarz-Weiss-Bilder aus jenen Tagen zeigen eine lange, schweigende Kolonne von Personen – beladen mit Matratzen und wenigen persönlichen Dingen – bei ihrem Einzug in den päpstlichen Palast durch das Tor, das auf den Marktplatz der Stadt blickt. In den schlimmsten Kriegsmonaten lebten hier, im exterritorialen Gebiet, zwischen 12’000 und 40’000 Menschen (die Quellenlage ist dünn). Sie kampierten in den Ruinen des römischen Kaisers, wuschen sich in den Zierbrunnen und ernährten sich von selbst gezogenem Gemüse. Und sie kritzelten ihre Namen auf die Steine, weil keiner sicher sein konnte, den Krieg zu überleben. Die päpstlichen Gemächer waren den Schwangeren reserviert, und so kamen in Castel Gandolfo 36 Kinder zur Welt – eine nie wieder erreichte Fruchtbarkeit in den Schlafzimmern eines Papstes. Fast alle Neugeborenen wurden Pio (Pius) oder Eugenio genannt, auch die der zahlreichen kommunistischen Eltern. Eine Geste der Dankbarkeit gegenüber Eugenio Pacelli, dem Papst Pius XII.

→Gärten, Castel Gandolfo

OR Nr. 37 vom 11.09.2015, S. 3

Die Päpstliche Sommerresidenz in Castel Gandolfo und der Bahnhof im Vatikan öffnen ab dem 12. September 2015 ihre Tore für Besucher. Künftig können Teile des museal aufbereiteten Papstpalastes besichtigt werden – nicht jedoch die Privaträume des Papstes, in denen sich jüngst noch Benedikt XVI. aufgehalten hatte. Die Entscheidung ist gefallen, nachdem Papst Franziskus auf die Nutzung der traditionellen Papstvilla in dem 25 Kilometer südöstlich von Rom gelegenen Ort in den Albaner Berger verzichtet hatte. Jeden Samstag können Touristen und Pilger von nun an mit dem Sonderzug vom Vatikan aus nach Castel Gandolfo fahren und dort einen grossen Teil der päpstlichen Villa, der vatikanischen Gärten und Museen ansehen. In den Museen sind neben liturgischen Artefakten ungefähr 50 Bilder von Päpsten der vergangenen 500 Jahre ausgestellt. Tickets können auf der Internetseite der Vatikanischen Museen für 40 Euro gebucht werden. (Tel. Museen: 0039 06 698 83 332)

Jürgen Erbacher, Der Vatikan, das Lexikon, S. 95
Die Päpstliche (Sommer-)Residenz Castel Gandolfo befindet sich etwa 26 km südöstlich von Rom in dem 9’000-Seelen-Dorf Castel Gandolfo in den Albaner Bergen. Dieses liegt in 426 m Höhe auf einem Kraterrand und eröffnet einen wunderbaren Blick auf den Albaner See. Mit 55 Hektar Fläche ist der Vatikan II, wie das Gelände gelegentlich genannt wird, grösser als die Vatikanstadt (44 Hektar).

Die Sommerresidenz ist Extraterritoriales Hoheitsgebiet des Vatikans. Das Gelände erstreckt sich über 2 Kilometer von Castel Gandolfo bis zum benachbarten Dorf Albano. An der breitesten Stelle misst es 500 m. Etwa die Hälfte der Fläche ist Gartenanlage, die andere Hälfte wird landwirtschaftlich vom Päpstlichen →Bauernhof genutzt.

Auf dem Gelände gibt es 3 grosse Villen sowie zahlreiche weitere Gebäude. Die grösste Villa ist der Apostolische Palast, der am nördlichen Ende des Territoriums liegt. Sie wurde 1596 von Papst Clemens VIII. (1592-16054) erworben und unter Urban VIII. (1623-1644) von Carlo Maderno (Capolago/Tessin, *1556, 1629) in den 20er Jahren des 16. Jahrhunderts zur heutigen Grösse aus- und umgebaut. Unter Clemens IX. (1667-1669) kam die benachbarte Villa Cibo hinzu. Seit dem 17. Jahrhundert sind die Villen offiziell Sommerresidenz des Papstes. Mit den Lateranverträgen wurde schliesslich die Villa Barberini mit ihren grossen Liegenschaften dem Territorium hinzugefügt, in der heute die Verwaltung der Päpstlichen Villen untergebracht ist. Im Apostolischen Palast befand sich bis Frühsommer 2009 die Päpstliche →Sternwarte, bevor sie in ein ehemaliges Kloster am Südende des Territoriums umzog. Lediglich die Teleskope befinden sich noch auf dem Dach des Palastes. Dieser beherbergt die Wohnung des Papstes, die Unterkünfte einiger Angestellten, die Räume der Schweizergarde sowie Audienzräume.

Der Innenhof des Palastes bietet für 3’000 Personen Platz und wird bei Anwesenheit des Papstes für das sonntägliche Mittagsgebet sowie Audienzen und Konzerte genutzt. Seit Frühjahr 2008 schützt ein elektrisch aus- und einholbares Sonnensegel die Besucher vor Sonne und Regen. Der Haupteingang des schlichten Barockpalastes, bei Papstanwesenheit von der Schweizergarde bewacht,  führt direkt auf den zentralen Dorfplatz von Castel Gandolfo.

Der Palast ist über einen schmalen Gebäudetrakt mit den grossen Gartenanlagen verbunden, die sich in verschiedene Abschnitte einteilen. So gibt es Anlagen im italienischen und im französischen Stil. An vielen Stellen sind Teile einer antiken römischen Villa (Kaiser Domitian, 51-96 n. Chr.) zu sehen.

bz Basellandschaftliche Zeitung vom 15.10.2016, S. 15, Dominik Straub, Rom
Franziskus schafft Sommerresidenz ab

Der Papst macht seinen Sommersitz Castel Gandolfo (im Bild) zum öffentlichen Museum. (…) Das Schloss in den Albaner Bergen soll nun zum Museum und ab dem 21. Oktober 2016 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, berichteten gestern italienische Medien. Fast alle päpstlichen Gemächer sollen dem Publikum geöffnet werden, unter anderem die Bibliothek, das Studierzimmer, der Schweizersaal (benannt nach der Schweizergarde), der Saal des Konsistoriums – aber auch das Schlafzimmer mit Meerblick, wo sich fast alle Päpste der letzten 400 Jahre während der Sommerferien von den Strapazen ihres Amtes erholt hatten. In diesem Zimmer wurden übrigens während des 2. Weltkrieges rund 40 Kinder geboren.

OR Nr. 42 vom 21.10.2016, S. 4
Papst öffnet alle Räume von Castel Gandolfo für Besucher

Papst Franziskus öffnet alle Räume der Sommerresidenz Castel Gandolfo in den Albaner Bergen für Besucher. Die Anlage 30 Kilometer südlich von Rom, in der Päpste 4 Jahrhunderte lang ihre Sommerferien verbracht hatten, wird vollständig in ein Museum umgewandelt.

Die Gärten von Castel Gandolfo waren von Franziskus bereits vor einem Jahr für Besucher geöffnet worden. Ab dem 21. Oktober 2016 wird die päpstliche Wohnung Besuchern vollständig zugänglich sein. Die Eröffnung der Räumlichkeiten wird mit einem Konzert gefeiert.

Im Gegensatz zu seinem Vorgänger Benedikt XVI., der den Sommer gern in Castel Gandolfo verbrachte, hat Franziskus ganz auf Urlaubstage in der Kleinstadt am Albaner See verzichtet. Er verbringt auch die heissen Sommermonate in Rom im Gästehaus des Vatikans. Seit dem 17. Jahrhundert befindet sich die Residenz im Besitz der Päpste. Papst Urban VIII. hatte das Anwesen zu seiner Sommerresidenz gemacht. Besucher werden künftig das Schlafzimmer der Päpste sowie die Privatkapelle, in denen sie in Stille beten konnten, besichtigen können. Zu sehen sind auch die Bibliothek und das Arbeitszimmer, in dem die Päpste im Sommer Gäste empfingen. Der Festakt zur Eröffnung am 21. Oktober besteht aus Ansprachen, Führungen und dem Konzert.

Wikipedia „Albanersee“, August 2017
Der Albaner See ist kein Kratersee

Der Albaner See (italienisch Lago di Albano) ist ein See in den Albaner Bergen. Er wird fälschlicherweise als Krater eines Vulkans, des Komplexes des Vulcano Laziale, bezeichnet, ist jedoch ein kompliziert gebautes Maar (Duden: kraterförmige Senke,  sächlich, siehe nachfolgend), das sich in der Caldera (Kessel, kesselförmige Struktur vulkanischen Ursprungs) eines alten Vulkans gebildet hat.

Die sogenannte Artemisio-Tuscolana-Caldera, in der sich später der Albaner See bildete, wurde während einer Ausbruchsperiode mit 6 grossen, explosiven Eruptionen vor 560’000 sowie 350’000 Jahren gebildet. Das Ausbruchsvolumen betrug mindestens 280 Kubikkilometer. In dem Kraterkessel bildeten sich später neue Vulkangebäude und Krater durch phreatomagmatische (vulkanische) Explosionen, und vor etwa 69’000 Jahren entstand der heutige Albaner See durch eine Maar-Explosion.

Das Maar ist eine schüssel- und trichterförmige Mulde vulkanischen Ursprungs, das in eine vorvulkanische Landfläche eingesenkt ist. Das Maar ist durch Wasserdampf-Explosionen beim Zusammentreffen von Grundwasser und heissem Magna (Masse aus Gesteinschmelze) entstanden, meistens in einer einzigen Explosionsperiode. Maare sind kreisförmig oder oval. Die Mulde kann flach oder trichterförmig sein wie ein Krater. Dabei wird unterschieden zwischen einem Trockenmaar und einem Maarsee.

Albaner See: Höhe über Meeresspiegel 291 m s.l.m.: Fläche 6 km2: Länge 3,5 km: Breite 2,3 km: Volumen 460 m3: Umfang 31,5 km: Maximale Tiefe 170 m: Mittlere Tiefe 77 m.

Der Wasserstand des Albaner Sees wird durch einen antiken Abflusstunnel geregelt, der (angeblich nach einem Spruch des Orakels von Delphi) 398 v. Chr. angelegt wurde. Seit Mitte der 1990er Jahre ist der Wasserspiegel des Sees deutlich gesunken. Der Grund dafür ist der grosse Wasserverbrauch der umliegenden Kommunen und der päpstlichen Gärten.

Pfarrblatt Kirche heute Nordwestschweiz 37/2018 September, S. 2
Immer mehr Besucher in Castel Gandolfo

Rund 110’000 Personen haben 2017 den päpstlichen Landsitz Castel Gandolfo bei Rom besichtigt. Das sagte der Direktor der Villen, Osvaldo Gianoli, der Vatikanzeitung „L’Osservatore Romano“. Seit dem ersten vollen Öffnungstag 2015 hat sich die Zahl der Besucher fast vervierfacht. Für das laufende Jahr erwartet Gianoli eine weitere Steigerung. Der in den Albaner Berger gelegene Palast von Castel Gandolfo wurde im 17. Jahrhundert zum Sommersitz der Päpste umgebaut. Benedikt XVI. (2005-2013) nutzte ihn noch regelmässig für Aufenthalte. Sein Nachfolger Franziskus verzichtete darauf.

Auszug aus dem Lateranvertrag von 1929, S. 235

Zeichnung fehlt noch

Nach dieser Zeichnung müsste die ganze Häuserreihe gegenüber Kirche und Post auf vatikanischem Hoheitsgebiet liegen. Bekannt ist, dass Pfarramt und Kirche auf vatikanischem Hoheitsgebiet liegen.

Ulrich Nersinger, Sitting Bull und der Papst, S. 173
Die Sommerresidenz in Castel Gandolfo steht auf geschichtsträchtigem Boden. Der Ort ist das aus der römischen Sage bekannte Alba Longa, das von Ascanius, dem Sohn des Aeneus, gegründet worden sein soll. Die römischen Kaiser Claudius (41-54) und Domitian (81-96) liessen dort prächtige Villen errichten; Überreste der einstigen Bauten sind hoch heute zu sehen. Aber schon mit dem Tod Domitians im Jahre 96 setzte der Verfall der prächtigen Villenanlage ein. Im hohen Mittelalter bauten die Gandulfi, eine genuesische Familie, auf dem Gebiet der ehemaligen kaiserlichen Villen ein Burg. Später ging sie in den Besitz römischer Adelsgeschlechter über. Im Jahre 1804 fiel sie an die Apostolische Kammer:

  • Urban VIII. (1623-1644) war der erste Papst, der sich in Castel Gandolfo aufhielt. Schon lange vor seiner Wahl hatte er sich häufig dorthin begeben. Dieser Papst beauftragte berühmte Architekten – Carlo Maderno, Bartolomeo Braccioli und Domenico Castelli – mit der Umgestaltung der Burg in eine für eine Papstresidenz geeignete Anlage. Der Pontifex sorgte auch für die ersten befestigten Strassen nach Castel Gandolfo
  • Alexander VII. (1655-1667) erweiterte und vollendete den Bau, den er häufig bewohnte und wohin er sogar die Mitglieder des Heiligen Kollegiums einlud. Unter diesem Papst wurden in der Villa grosse Festlichkeiten veranstaltet, und auf dem Albaner See fanden sogar Kampfspiele statt.
  • Klemens XIV. (1769-1774) erwarb in seinem Pontifikat die sich am päpstlichen Besitz anschliessende Vila Cybo und sorgte so für eine beträchtliche Vergrösserung der Gesamtanlage. Er galt als guter Reiter und galoppierte seiner Eskorte oft davon.
  • Pius IX. (1846-1878) sollte nach dem Gagnanelli-Papst ein weiterer Pontifex Maximus sein, dessen Aufenthalte in Castel Gandolfo bei der Bevölkerung in besonderem Andenken blieben.  Er soll im Umkreis von 10 Meilen keine Kirche, kein Kloster, keinen Adelssitz und kein Kolleg oder Wohltätigkeitsinstitut gegeben haben, das er bei seinen Ausritten nicht besucht hätte.
  • Nach dem Ende des alten Kirchenstaates (1870) blieb der päpstliche Palast für viele Jahrzehnte geschlossen. Leo XIII. war seit Urban VIII. der erste Papst, der nicht nach Castel Gandolfo fahren konnte.  Er zeigte jedoch sein Wohlwollen durch grosszügige Spenden für die Pfarrkirche und die Bevölkerung.
  • Pius X. (1903-1914) und Benedikt XV. (1914-1922) liessen in dem Ort Volkswohnhäuser bauen.
  • Mit den Lateranverträgen von 1929 stand einem erneuten Aufenthalt der Päpste in ihrer Sommerresidenz, die nun exterritorialen Status besass, nichts mehr im Wege. Pius XI. (1922-1939) ordnete umfangreiche Restaurierungs- und Baumassnahmen an. 1934 verlegte er die dem Jesuitenorden anvertraute Päpstliche →Sternwarte aus der Vatikanstadt nach Castel Gandolfo.
  • Während des 2. Weltkrieges befahl Pius XII. (1939-1957), in seiner Sommerresidenz den von Nationalsozialisten und Faschisten verfolgten Menschen Zuflucht zu gewähren. Im Oktober 1943 wurde eine Abteilung der Päpstlichen Palatingarde als Schutztruppe nach Castel Gandolfo verlegt. Der Papst gab später die Order, die Pforten der Residenz auch offiziell zu öffnen; mehr als 15’000 Menschen fanden hier Schutz. Seine Privatgemächer hatte der Papst werdenden Müttern zur Verfügung gestellt; 36 Kinder kamen in der Villa des Heiligen Vaters wohlbehalten zur Welt. Die anglo-amerikanischen Verbände brachten auch Castel Gandolfo bei ihren Angriffen in Bedrängnis (22.01.1944). Bomben der Alliierten wurden am 1. und 10. Februar über Albana (Nachbardorf) abgeworfen – auch auf die päpstlichen Villen, obwohl an deren Gebäude die gelbweissen Flaggen des neutralen Vatikanstaates wehten. Viele Tote und Schwerverletzte waren zu beklagen.
  • Im 20. Jahrhundert  nutzten die Päpste ihre Sommerfrische auch wieder verstärkt als reguläre Residenz: sie gaben dort regelmässig Audienzen und erliessen „ex Acre Gandulphi“ („aus dem Acker Gandulphis“) päpstliche Entscheide. Für die Päpste Pius XII. und Paul VI. wurde die Sommerresidenz in den Albaner Berger zu ihrem Sterbeort
  • Für Johannes Paul II. war Castel Gandolfo kein echter Urlaubsort; zu viele Audienzen hielten den Papst von der nötigen Erholung ab.
  • Auch für Benedikt XVI. wurde der Aufenthalt in den Albaner Bergen zum „Arbeits-Urlaub“.
  • Papst Franziskus fand zu der Sommerresidenz in Castel Gandolfo keinen Bezug. Er liess Palast und Gärten in ein Museum verwandeln.

    https://tickets.museivaticani.va/home
     
  • Ticketbestellung für Castel Gandolfo (Palast, Gärten), Vatikanische Museen (und Gärten), S. Maria Maggiore (Papstbasilika)
     
  • →Buchstabe V, Virtuell (Videos):Antikes Rom, Kolosseum, Forum Romanum, Vatikanische Museen, die 4 Papstbasiliken, Sixtinische Kapelle, Cappella Paolina im Vatikan
     
  • →Buchstabe T, Tickets für Eintritte Vatikan/Rom/Castel Gandolfo

vatican news - cs - 02.02.2023, Ehemalige, Sektion Zürich
Päpstliche Sommerresidenz wird Umwelt-Uni

Papst Franziskus hat verfügt, dass in der ehemaligen päpstlichen Sommerresidenz von Castel Gandolfo eine Bildungseinrichtung für ganzheitliche Ökologie eingerichtet wird. Das gab das Governatorat des Vatikanstaates an diesem Donnerstag bekannt. 

Das Projekt ist dem eigens gegründeten Zentrum für ökologische und ganzheitliche Bildung →"Laudato sí" ("Sei gelobt, mein Herr") anvertraut. Dazu wurden an diesem Donnerstag zwei Anweisungen des Papstes sowie die Statuten des neuen Zentrums auf der Webseite des zuständigen Vatikan-Governatorats veröffentlicht. Im selben Zug legte Papst Franziskus auch die künftigen Verantwortlichen für das Projekt fest. So soll der Untersekretär der vatikanischen Entwicklungsbehörde, Fabio Biaggio, das Zentrum als Direktor leiten.

Papst Franziskus habe einen "konkreten Beitrag zur Entwicklung der Umwelterziehung" leisten wollen, indem er einen neuen Schulungs- und Sensibilisierungsraum zu Verfügung stelle, so die begleitende Aussendung aus der Vatikan-Regierung. Somit stünden nun die Gärten der Villa Barberini und der Päpstlichen Villen allen Menschen guten Willens als Ausbildungsstätte für integrale (in einem Ganzen dazu gehörend)  Ökologie zur Verfügung. Bereits jetzt werden Flächen in der 55 Hektar grossen Anlage wirtschaftlich genutzt. 

Laudatio sí' konkret umsetzen. Die für die kommenden Monate geplanten Aktivitäten und Initiativen zielten nun darauf ab, Bildung in den Bereichen integrale Ökkologie, Kreislaufwirtschaft und generative (etwas hervorbringen) Wirtschaft sowie ökologische Nachhaltigkeit zu kombinieren, heisst es weiter.

Damit sollte der nach der Umweltenzyklika des Papstes benannte "Borgo Laudato sí" die Anwendbarkeit der darin beschriebenen Grundsätze konkret aufzeigen.

Papst Franziskus habe beschlossen, die Umsetzung des Projekts dem Laudato sí-Zentrum anzuvertrauen. Diese Einrichtung für wirtschaftliche, erzieherische und soziale Aktivitäten setze sich für eine ganzheitliche Bildung ein, wird in der Mitteilung aus dem Vatikan weiter erläutert.

OR Nr. 6 vom 10.02.2023, S. 3
Päpstliche Sommerresidenz wird zu Ausbildungszentrum für Ökologie

Vatikanstadt. Paps Franziskus lässt die Päpstliche Sommerresidenz in Castel Gandolfo zu einem Zentrum für ökologische Bildung und Landwirtschaft umbauen. Wie das Governatorat des Staates der Vatikanstadt am Donnerstag, 02.02.2023, mitteilte, solll die Umwandlung der Gärten und der Gebäude oberhalb des Albanersees in den kommenden Monaten vollzogen werden.

Die 55 Hektar grosse Anlage wurde seit dem frühen 17. Jahrhundert von den Päpsten als Sommerresidenz genutzt. Sie umfasst neben zwei Palästen und parkähnlichen Anlagen auch landwirtschaftlich genutzte Flächen und Gebäude. Zuletzt verbrachte Benedikt XVI. in den ersten Jahren nach seinem Rücktritt dort einige Sommertage. Papst Franziskus liess die Päpstlichen Villen 2016 in ein Museum umwandeln. Es zog alljährlich Tausende Besucher an.

Das künftige Zentrum für ökologische Bildung und Landwirtschaft soll den Namen "Borgo Laudato Si' "tragen. Es ist nach der im Jahre 2015 von Papst Franziskus veröffentlichten gleichnamigen Umwelt- und Sozial-Enzyklika benannt. Das Governatorat des Staates der Vatikanstadt veröffentlichte die vom Papst unterzeichnete Satzung für das Projekt. Zum Direktor des Zentrums berief Franziskus den Untersekretär des Dikasteriums für den Dienst zugunsten der ganzheitlichen Entwicklung des Menschen, Pater Fabio Baggio.

OR Nr. 9 vom 03.03.2023, S. 3
Vatikanstadt. Der Papst hat für das neue Zentrum für ökologische Bildung →"Laudatio si'" in Castel Gandolfo einen geschäftsführenden Direktor ernannt. Msgr. Paolo Nicolini wird diese Aufgabe für eine Dauer von vier Jahren übernehmen. Nicolini war bisher stellvertretender Verwaltungsdirektor der Vatikanischen Museen und der Kulturgüter des Governatorats des Staates der Vatikanstadt.

13.10.2023: https://gspzuerich.blogspot.com/
Kurzschluss in Klimaanlage: Brand in einstiger päpstlicher Sommerresidenz Castel Gandolfo. 

Verheerender Brand im Hauptgeschoss des Apostolischen Palastes in Castel Gandolfo, der bis zum Pontifikat von Benedikt XVI. bewohnt war (WA: er ist immer noch bewohnt) und dann 2016 in ein Museum umgewandelt wurde. Vor einigen Tagen haben die Flammen, die in der völligen Stille des Palastes ausbrachen, einen der Räume im zweiten Stockwerk schwer beschädigt, in dem in der Vergangenheit Päpste von Paul VI. über Wojtyla bis Ratzinger lebten und zwei bis 3 Monate im Sommer ihre "Ferien" verbrachten.

07.12.23: Sorge um den See der Päpste
https://www.domradio.de/artikel/sorge-um-den-see-der-paepste

Zusammenfassung: Der frühere Bürgermeister Colacchi zeigt sich în Sorge um den Zustand des Albaner Sees:

  • Seit den 1980er Jahren sei der Wasserspiegel um 8 Meter gesunken
  • Spekulationen über ein Austrocknen des Sees aufgrund der Bewässerung der päpstlichen Gärten wies Colacchi zurück. Das sei nicht das Problem
  • Der Vatikan verpflichte sich, die Entnahme um 50 Prozent zu reduzieren
  • Wasserverlust durch die Urbanisierung des Gebiets, Bodensversiegelungen und Ausbeutung des Grundwasserspiegels
  • Der Kratersee (WA: die Maar) hat eine maximale Tiefe von 170 Metern
  • Er speist sich aus Regenfällen, Grundwasser und unterirdischen Quellen
  • Er hat keine oberirdischen Zuflüsse
  • Neben Trockenperioden und gestiegenem Wasserverbrauch durch Anwohner pumpen auch Industrie und Landwirtschaft ständig und ohne Rückgewinnung Wasser ab
  • Viele legale und illegale Brunnen der Region tragen zum sinkenden Wasserspiegel bei
  • 2 Studien sind zur Eindämmung vorhanden, etwa Abzweigungen von Wasser aus umliegenden Flüssen oder eine Kläranlage. Es mangelt aber am politischen Willen zur Umsetzung

OR Nr. 6 vom 09.02.2024, S. 2
Öko-Zentrum des Papstes in Castel Gandolfo will Migranten und Arbeitslose ausbilden

Vatikanstadt/Castel Gandolfo. Die Pläne von Papst Franziskus für ein Öko-Zentrum in der früheren Sommerresidenz Castel Gandolfo nehmen Gestalt an. Das "Ausbildungszentrum →Laudato si` " habe Mitte Januar die 55 Hektar grosse Anlage in Castel Gandolfo südlich von Rom übernommen, teilte die Einrichtung jetzt mit. Die Angestellten seien nun alle für das Zentrum tätig. Ein erstes Ziel sei die Pflege der 35 Hektar umfassenden Gärten, um sie für kommende Generationen zu bewahren. Dabei sollen auch neue, umweltschonende Techniken zum Einsatz kommen.

Das Zentrum plant laut Mitteilung eine Reihe von Ausbildungsaktivitäten in den Gärten. So sollen Besucherinnen und Besucher auf einem "Laudato si` "-Pfad die Prinzipien der gleichnamigen Umwelt- und Sozial-Enzyklika von Papst Franziskus kennenlernen. Zudem können Flüchtlinge, Arbeitslose, Frauen, die häuslicher Gewalt entkommen sind, und ehemalige Häftlinge verschiedene Ausbildungskurse belegen, etwa in Gartenbau und Baumpflege. Weitere Veranstaltungen richten sich an Schulkinder, Studenten und Unternehmen.

Auf den restlichen 20 Hektar der Anlage befinden sich land- und tierwirtschaftliche Stätten. Der Bauernhof soll ab der zweiten Jahreshälfte mit einem Kreislaufwirtschafts-Modell arbeiten, in dem Rohstoffe und Produkte repariert, wiederaufbereitet und -verwendet werden. Zudem soll der Betrieb über erneuerbare Energien laufen.

 

Cavalleggeri und Lance Spezzate: zwei weitere Leibgarden des Papstes

von Ulrich Nersinger, Theologe, Philosoph, deutscher Journalist
L'Osservatore Romano vom 16.06.2023, S. 5. Bebildert und ergänzt von WA.
 

Die "Cavalleggeri" (übersetzt "die Leichte Reiterei") und die "Lance Spezzate" (als kleine, adelige Untergruppe, übersetzt: "gebrochene Lanzen") sind zwei unbekannte historische Leibwachen des Papstes.

Beispiel einer Leichten Reiterei. Die Reiter benutzten normalerweise kleine, schnelle und wendige Pferde. Sie trugen keine oder nur leichte Rüstung. Eine solche Einheit rief Papst Innozenz VIII. 1485 ins Leben.

Der 6. Mai ist als Ehrentag der Päpstlichen Schweizergarde bekannt. An diesem Tag im Jahre 1527 gaben auch andere Soldaten des Papstes ihr Leben für den Pontifex.

Im Jahre 1485 rief Papst Innozenz VIII. (Giovanni Battista Cibo, 1484-1492, →P-Park, Erweiterte Themen. Päpste, ihre Pontifikate H-IJ) die aus zwei Kompanien bestehende Guardia dei Cavalleggeri (Equites levis armatarae) als "Leichte Reiterei" ins Leben.  Sie bestand aus Soldaten "scelti di buona presenza e fama", "Männer von gutem Auftreten, Benehmen und Ruf". Einer der berühmtesten Angehörigen des Korps war Andrea Doria (1466-1560) gewesen, der spätere Admiral und einflussreiche Staatsmann der Republik Genua (siehe nachstehend); er hatte durch seinen Cousin Nicolo Doria, den Hauptmann der Garde, Aufnahme unter den Cavallaggeri gefunden. An der Spitze der Cavalleggeri standen zumeist die Nepoten, Verwandte, des regierenden Papstes oder römische Fürsten.

Das Hauptquartier der Garde befand sich zwischen dem Palast des Heiligen Offiziums (heute Glaubenslehre) und der südlichen Mauer des Vatikans (siehe nachstehendes Bild). In Rom erinnert noch heute die Porta dei Cavalleggeri (Tor der Leichten Reiterei, abgebrochen) an den ehemaligen Standort der Kaserne.

Zwischen der Ecke der Vatikanmauer (links) und der Bastion Torrione (rechts) stand die Porta dei Cavalleggeri (das Tor der Leichten Reiterei). Hinter der Ecke der Vatikanmauer links befindet sich heute die Casa Dono di Maria (Armenhaus des Vatikan; Obdachlosenstelle). Vor dem grossen Palast links (Glaubenslehre) steht die  "Heilige-Erlöser-Kirche-in-den-Knochen", deren Chor (weiss) auf italienischem Staatsgebiet liegt. Links der Mauerecke, zirka 10 m davon entfernt, befindet sich ein besonderer Brunnen (versteckt, siehe nachstehend). Hinter der Bastion rechts befindet sich der Internationale Augustinerkonvent. Die Strasse Paolo VI. führt zu den linken Kolonnaden des Petersplatzes (Bild Januar 2020).

Bild unten: Foto Anfang des 19. Jahrhunderts vom gleichen Standpunkt aus  wie oben. Links sind die Überreste der Kaserne der Cavalleggeri zu sehen (Postkarte).

Bild aus dem Jahre 1890:  Das Tor der Leichten Reiterei (Porta dei Cavalleggeri) steht noch. Tor und Bastion sind behangen mit Sträuchern. Weshalb wohl muss die Ecke beschattet werden?  Die zwei Polizisten gäben Auskunft.

An dem wehrhaften Mauerwerk,  wie bereits erwähnt, siehe 2. Foto oben, befindet sich links ein zugemauerter Eingang, weiter links ein Brunnen. Er ist erbaut aus einem römischen Sarkophag, in dem das Wasser aus einem antiken marmornen Löwenkopf fliesst.

Der Brunnen, so verrät eine lateinische Inschrift, liess Papst Pius IV. (Giovanni Angelo de' Medici, 1560-1565) "utilitati publicae et comoditati equitum custodiae" - "zum öffentlichen Nutzen und zu Zweckmässigkeiten der berittenen Leibgarde" - errichten. (WA: vermutlich auch ein Trinkbrunnen für die Pferde der Leichten Reiterei)

Das Korps der Cavalleggeri diente dem Papst als Leibwache bei grossen Zeremonien, während der Audienzen und bei den Ausritten des Pontifex mit einem Manipel (Unterabteilung) von zumindest zehn Mann.

Papst Benedikt XIII. (Orsini, 1649-1730) bei einem Ausritt mit dem weissen Papstpferd.

Seinen herausragenden Moment hatten die Cavalleggeri beim Sacco di Roma (1527), an diesem Tag gab es alles, um dem Papst gemeinsam mit der Schweizergarde die Flucht in die Engelsburg zu ermöglichen. (...)

In seiner Relazione della Corte di Roma (Venedig 1661, im Berichte des Hofes von Rom) schrieb Girolamo Lundaro, dass die Leibwachen des Papstes aus zwei Kompanien Leichter Reiterei, je fünfzig pro Kompanie, einer Kompanie Schweizer und zwölf Lance Spezzate (eine Art Nobelgardisten) bestanden.

Ein Lancia Spezzata (eine gebrochene Lanze) im Rang eines Hauptmanns im Dienste des Papstes. Diese wenigen Adeligen bildeten einen kleinen Teil der Cavalleggeri.

In einer Untersuchung über das Päpstliche Heer im Jahe 1667 heisst es: "1667 gab es zwei Kompanien leichter Reiterei, die sogenannte Guardia dei Cavalleggeri, mit zusammen 94 Reitern (je Kompanie ein Rittmeister [Anführer der Reiterei], ein Kornett [ein Dienstgrad], drei lance spezzate sowie drei Trompeter und 38 Kavalleristen. (...)

In der Kaserne im Vatikan waren die Pferde untergebracht. Es gab noch zwei andere Orte:

Linker Palast:  Sitz des italienischen Staatspräsidenten im Quirinalspalast. Rechts der Palast della Consulta (Verfassungsgericht) und der Palast delle Scuderie Pontificie (Päpstliche Pferdeställe, Marstall), heute mit 1'500 m2 Ausstellungsfläche.Text dazu nachstehend. - Alle drei Paläste sind auf einem der sieben Hügel des Alten Rom gelegen, dem Quirinal mit etwa 60 m ü. M.

Papst Klemens XII. (Lorenzo Corsini, 1730-1740) liess 1732 in unmittelbarer Nähe zum Apostolischen Palast des Quirinals (heute Quirinalspalast) den Palazzo della Consulta und die Scuderie Pontificie, die päpstlichen Hofstallungen erbauen. Im Palazzo della Consulta hatten die gleichnamige Kongregation und das Sekretariat der Breven (päpstliche Erlasse) ihren Sitz. Teile des Gebäudes dienten den Cavalleggeri als Kaserne; die Pferde der Reitoffiziere waren indessen in den päpstlichen Stallungen beim Quirinal untergebracht. Papst Benedikt XIV. (Prospero Lambertini 1740-1758) gab den Cavalleggeri im Jahre  1744 eine neue Ordnung und legte ihre Anzahl auf 90 fest. (...)

Zur Bewaffnung und Kleidung der Cavalleggeri schreibt Giorgio Cantelli: Sie "waren wie Mitglieder der Leichten Kavallerie ausgestattet, und ihr Rüstzeug bestand aus Brust- und Rückenpanzer (Korsett) mit Arm- und Beinschienen; ihr Helm war die Sturmhaube, an ihrer Seite trugen sie ein grosses Schwert, und ihre Lanze war geschmückt mit einer Taftbanderole (Spruchband aus Chemiefaden) in den Farben der Familie des Papstes oder der Kirche. Das typische Kleid dieser Leichtberittenen war der 'sago  manicato' ('gehandelter Soldatenmantel')".

Der Ursprung der "Gespaltenen Lanzen" (lat. Latices Spezzatae) lässt sich nicht sicher eruieren. Nach dem Sacco di Roma und der Wiedererrichtung des Korps der Cavalleggeri wollte der Römische Senat dem Papst hundert römische Adelige als persönliche Wache - "Cavalleria di Guardia" - beigeben. Papst Paul IV. (Gian Pietro Carafa, 1471-1559) beabsichtigte, sie "Cavalieri della Fede" ("Ritter des Glaubens/der Treue") zu nennen, doch das Volk taufte sie "Lance Spezzate", eine Bezeichnung, die dann auch offiziell wurde. Sie taten Dienst in der Anticamera des Apostolischen Palastes und bei jedem Auftreten des Papstes in Rom und ausserhalb der Ewigen Stadt. Fortunato Crostarosa betrachtet die "Gespaltenen Lanzen" als keine eigenständige Leibwache des Papstes, er sieht sie integriert in dem Korps der Cavalleggeri. Aufgabe der Lance Spezzate war es, über die persönliche Unversehrtheit des Papstes zu achten. Die Bezeichnung "Gespaltene Lanzen" bezieht sich vermutlich auf den Ausgang einer Übung mit der Zielscheibe, bei der man die Tüchtigkeit des Lanzenreiters prüfte. Diese Zielscheibe war nichts anderes als die berühmte quintana (Quintana kommt vom fünften Lagerweg römischer Feldlager, auf dem täglich Übungen mit der Lanze abgehalten wurden). Hierbei rannten Soldaten gegen eine Soldatenattrappe und versuchten mit der Lanze durch einen Ring zu stechen, der an einem Arm hing. Er bewies bei Erfolg seine ausserordentliche militärische Befähigung. Der Titel "Gespaltene Lanze" entsprach somit dem eines heutigen Scharfschützen (auf Auswahl gezielter Schusswaffeneinsatz).

Ringreiten beim Reiterverein Osterath e.V. (Nordrhein-Westfalen).

Im Nachklang der Französischen Revolution bedrohte die aggressive Eroberungspolitik der Franzosen ganz Europa - und somit auch das weltliche Herrschaftsgebiet des Heiligen Vaters. Am 17.02.1798 wurden die Linienregimenter der päpstlichen Armee von französischen Invasionstruppen, die in die päpstlichen Staaten einmarschiert waren, entwaffnet; und auch die Palastgarden des Pontifex, die Schweizergarde und die Korps der Cavalleggeri und der adeligen Lance Spezzate erhielten ihre Demission. 

Am Tage ihrer Auflösung, dem 16.02.1798, standen dem Papst zehn Lance spezzate di numero (wirkliche Gespaltene Lanzen), zehn sopranumerari (Überzählige) und sieben sopranumerari d'onore (Überzählige ehrenhalber) zur Verfügung.

Nach einer fragilen (zerbrechlichen) Aussöhnung mit Napoleon Bonaparte schuf Papst Pius VII. (Barnaba Gregorio Chiaramonti, 1800-1823), am 11. Mai 1801 die Päpstliche Nobelgarde, die Cohors praetoria e viris nobilibus Pontificis protegendo. Die neue Leibwache des Heiligen Vaters sah sich bewusst in der Tradition des Corpo dei Cavalleggeri und der Lance Spezzate stehend. Sie rief Aristokraten der Päpstlichen Staaten zum persönlichen Schutz des Papstes zusammen.

Ein Päpstlicher Nobelgardist in Galauniform (Nobelgarde 1801 bis 1970) wurde kaum wegen seiner Armut (so hört man es öfters), sondern wegen seines Adeltitels aufgeboten.

Das 62 Mann starke Korps der Nobelgarde gliederte sich in zwei Kompanien. Zu gleichberechtigten Kommandanten ernannte der Papst die ehemaligen Hauptleute der Cavalleggeri, Don Giuseppe Mattei, Herzog von Giove, und Don Luigi Braschi Onesti, Herzog von Nemi; beide erhielten den Rang eines Generalleutnants. Den ehemaligen Angehörigen der Lance Spezzate wurde die eigentliche militärische Führung anvertraut, als Esenti (Gefreite im Rang von Obersten) und Kadetten (Oberstleutnants) - sechs der ehemaligen zehn "Gespaltenen Lanzen" di numerro waren der Garde als Esenti beigetreten, sieben der zehn Sopranumerari als Kadetten.

→Startseite, Tatsachen und Meinungen, Buchstabe Sch: Schweizergarde

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2. Abhandlung:
Angelo D'Ambra, 27.09.2022
HistoriaKönigreiche, Portal zur Offenlegung historischer Daten
Zebrochene Lanzen und Kavalleristen des Papstes
(Man beachte: Entweder ist der Autor dieser Abhandlung der deutschen Sprache nicht mächtig oder die Übersetzung ist nicht geglückt.)

Innozenz VIII. (1484-1492), Giovanni Battista Cibo, Erfinder der Vorzensur für das Pressewesen. Simonie bei seiner Papstwahl.

Die Guardia dei Cavalleggeri wurde 1485 von Papst Innozenz VIII. gegründet und setzte sich aus Kadetten adeliger Familien zusammen, Soldaten, die aufgrund ihrer Herkunft, ihrer Präsenz, ihrer Bräuche und ihres Ruhms ausgewählt wurden. Auch Andrea Doria war in jungen Jahren mit von der Partie.

Andrea Doria, 1466-1560, ein genuesischer Admiral und Fürst von Melti. Obwohl  er das Amt des Dogen nicht ausübte, wurde er zum eigentlichen Machthaber der Republik Genua. Ein italienisches Passagierschiff zu Meer trägt seit 1953 seinen Namen.

Die Mitgliedsritter waren leicht bewaffnet, mit Schwert und Speer, überragt von einer kleinen Fahne in den Farben der Kirche. Ihre Aufgabe war es, im Vorzimmer des Papstes ständig eine Handvoll von zehn Männern zu unterhalten, damit der Pontifex immer geschützt war. Sie mussten den Papst dann bei Ausflügen in die Stadt, bei feierlichen Zeremonien und Reisen begleiten. Als sich Leo X. 1513 im Lateran niederliess, war er es, der die Prozession mit zweihundert Mann zu Pferd eröffnete, die mit Speeren bewaffnet waren, "equites levis armaturae".

In der Regel war das weisse Pferd in der katholischen Kirche nur dem Papst vorbehalten. Eine Ausnahme war das weisse Pferd bei besonderen Prozessionen; es trug in grosser Aufmachung eine Hostie. Des Papstes Pferd sollte möglichst "candissimus", ein Weissgeborenes sein, d. h. ein Albino. Auch der römische Kaiser ritt auf einem weissen Pferd. Beispielzeichnung.

Es gab jedoch auch 1571 am Eingang des Marcantonio Colonna, die von Lepanto zurückkehrten und dem Anführer folgten. Im Bericht des Hofes von Rom, von Lunadoro, erfahren wir, dass es 1646 zwei Kompanien von Kavalleristen gab, die jeweils aus fünfzig Personen bestanden. Die beiden Hauptmänner und Bischöfe wurden vom Papst mit einem apostolischen Auftrag ernannt und alle wurden mit Bezügen und Trinkgeldern bezahlt.  Wir erfahren auch, dass diese Ritter zwölf an der Zahl, ständig den Apostolischen Palast bewachten.

Sie hatten  ihren Sitz in einem Palast, der der Porta Cavalleggeri seinen Namen gab, und in den Ställen des Vatikans und des Quirinals.

Ein weiteres Bild aus alten Tagen: die Porta dei Cavalleggeri, das Tor der Leichten Reiterei, vor dem Vatikan. (durch Antippen wird das Bild besser)

In den Tagen der Plünderung Roms, die Papst Clemens VII. sicher in der Engelsburg verbrachte, wurden sie alle von Plünderern abgeschlachtet.

Porta dei Cavlleggeri (Tor der Leichten Reiterei) mit dem Palast von Kardinal Lorenzo Pucci (gebaut 1514), im Jahre 1566 oder 1567 von Papst  Pius V. zum Palast der Inqusition umfunktioniert. Heute Palast der Glaubenskongregation (durch Antippen wird das Bild  besser).

Nicht unähnlich war die Aufgabe der Zerbrochenen Lanzen, ein Name, der im sechszehnten Jahrhundert gemeinhin den Rittern der Garde Unseres Herrn zugeschrieben wurde. Es handelt sich um ein Militärkorps, das 1555 unter Paul IV. vom römischen Senat gegründet wurde, der hundert Adelige zur Verteidigung des Papstes einsetzen wollte. Diese Ritter dienten als unmittelbare Wache des Papstes und begleiteten ihn zum Apostolischen Palast und zu den Kapellen. Hier schlossen sie den Vormarsch des heiligen Vaters auf, während sie ihn zu Pferd auf ihren Rossen umringten. So hielten sie während der Anhörungen jeden Tag Wache im Vorzimmer. Einige Gelehrte glauben, dass ihr Name von den Speeren stammt, die sie Feinden auf den Schlachtfeldern zerbrachen, aber die Realität ist, dass sich "zerbrochener Speer" auf das positive und begehrte Ergebnis einer typischen Zielübung bezieht: die Quintana. In diesem Spiel brechen die Speere durch die Schüsse, die gegen eine Marionette erzielt werden.

Lanzenübungen

"In dem weissen Feld, das in der Mitte des Zauns offen blieb, stand auf einer Säule eine halbe Figur eines bewaffneten Kriegers, mit dem Schild am linken Arm und einem grossen und festen geraden Speer. Und gegen diese Gestalt ging es, um jeden zu schlagen, da er ein Pferd unter seinen Kommandos hatte, er hatte Unbestimmtheiten, um sich zu beweisen, was man das Laufen der Quinta und auch das Laufen des Portacin (Spitzname für Spiele) nannte, da die Marionette anfing, sich in der Gestalt von Mauren zu formen und zu kleiden. Es war  damals und noch mehrere Jahrhunderte lang ein Volksfest und eine gemeinsame Waffenschule, in der junge Leute gewohnt waren, sich zwischen den vier Gliedern zu verwunden, wie sie sagten, nämlich in die Brust und den Kopf des Gegners, was die einzigen Schläge waren, die gut und treu gehalten wurden. Die Speere für diejenigen, die es versuchen wollten, wurden von den Richtern der Quinta verabreicht und waren alle von gleicher Länge und Dicke; und wer eine grössere Zahl knackte und den besten Eindruck machte, wurde zum Sieger gerufen. Aber das Schöne war, wie sehr die Puppe nicht richtig traf; dass eine Feder ausgelöst wurde, und wegen gewisser versteckter Einfallsreichtümer und Gegengewichte drehte er sich heftig in einem Drehpunkt und schlug Holz von Orbi zu dem unerfahrenen Wunder".

Die Ritter der Garde Unseres Herrn trugen schwarze Gewänder, hatten ein Schwert und einen Ebenholzstab, vier Handflächen lang und von einem elfenbeinernen Apfel  überragt.

Sie gingen unter Clemens VIII. zurück, als es nur zwei gab, aber in der Mitte des siebzehnten Jahrhunderts kehrten sie zurück, um eine begehrte Ehre unter den römischen Adeligen darzustellen. Sie wurden dann in der Zahl zwölf reformiert und dem Butler und dem Kammermeister unterstellt. Inzwischen hatten sich ihre Funktionen grundlegend verändert, denn am 18. Novmber 1785, anlässlich des Stadtritts von Clemens XIII., waren sie weiter vom Papst entfernt und folgten den Kavalleristen, "die in Rüstungen aus sehr vagem Stahl gekleidet waren, von denen zwei immer auf die Ordnung des gerittenen Ritts achteten ... (Tagebuch von Rom, 1758). Sie galten als geheime Kellner von Schwert und Kapuze, d. h. Laienadelige mit der Funktion von Kellnern, die für das Ehrenvorzimmer verantwortlich waren, das zum Thronsaal führte, in dem der Papst eine öffentliche Audienz empfing.

Die letzte Ernennung war die von Girolamo Colonna, der 1796 von Clemens IV. mit einem gebrochenen Speer geschaffen wurde, dann wurden sie wie Cavalleggeri am 16. Februar 1798 unterdrückt.


Auszüge in der ersten Abhandlung.
Beigefügte Fotos und Kommentare von Werner Affentranger, Bottmingen

Zu erwähnen sind bei dieser Gelegenheit die zwei bewaffneten Bürgermilizen im Kirchenstaat: die "Milizia Urbana" und die "Guardia Civica". Die "Miliza Urbana" , gegründet von Papst Gregor XIII. im Jahre 1580, hatte eine Stärke von 300 Mann, verteilt auf die dreizehn Stadtviertel Roms. Sie hatte den Papst und die Ewige Stadt zu schützen. Die "Guardia Civica", gegründet Ende des 18. Jahrhhunderts, bestand aus fünf Bataillonen. Sie hatte Rom zu sichern. 
(L'Osservatore Romano vom 17.11.2023, Nr. 46, Seite 5: Ulrich Nersinger) 
 

Chinesisches Dach in den Vatikanischen Gärten

Rechts neben dem Adlerbrunnen gelegen, am Anfang des Waldes in den Vatikanischen Gärten

Das chinesische Dach, ein Geschenk der Katholiken Chinas an Pius XI. zur 19. Jahrhundertfeier des Todes Christi im Jahre 1933.

Christen(tum), Protestanten, Reformation, Ökumene, Weltreligionen (Ökumene)

Øhttps://de.wikipedia.org/wiki/Weltreligionen
https://de.wikipedia.org/wiki/Ökumene
https://planet-wissen.de/kultur/religion/das_christentum/index.html

Gottesdienst aus der evangelischen Kirche Johannes, Bühl. Video: 54 Min.:
https://youtube.com/watch?v=QhyoQHybQXE

Kath. Wochenzeitung  Baden Nr. 26 vom 1. Juli 2011

Wenn sich der Trend fortsetzt, werde im Jahre 2050 der Anteil der westlichen Christen nur noch 20 % betragen. Religionsstatistiker Patrick Johnstone, Bulstrode/England

Das Christentum ist weltweit auf dem Vormarsch – nur nicht in der westlichen Welt. Während um 1900 noch mehr als 80 % aller Christen in Europa und Nordamerika sowie im Pazifik-Raum (Australien, Neuseeland) beheimatet waren, ist dieser Anteil um die Jahrtausendwende auf 40 % gesunken. Die meisten Christen lebten heute in Afrika, Asien und Lateinamerika. Schon bald gebe es auch in China mehr Christen als in Nordamerika. Geistliche Aufbrüche habe es auch in Algerien, Bangladesch, dem Iran und in Indonesien gegeben.

Gemessen an der Wachstumsrate der Weltbevölkerung (1,4 %), sei ein überproportionales Anwachsen protestantischer Kirchen (2,2 %) festzustellen. Dies sei auf ein Mitgliederplus bei evangelikalen (4,7 %) und charismatischen Kirchen (3,9 %) zurückzuführen. Der Zuwachs bei den Protestanten gehe grösstenteils auf Bekehrungen zurück.

Pfarrblatt Kirche heute Nordwestschweiz 1/ 2 2013 Januar
Christen sind grösste religiöse Gruppe

Von den 5,8 Milliarden bzw. 84 % der Menschen auf der Welt, die einer Religion angehören, sind 2,2 Milliarden Christen; die Hälfte von ihnen Katholiken. Christen stellen somit ein Drittel der Weltbevölkerung; das Christentum ist ausserdem die am stärksten über den Globus verbreitete Religion. Dies geht aus einer in Washington veröffentlichten Studie des Pew Research Center hervor. Dem Christentum als Religion mit den meisten Anhängern folgt der Islam mit 1,6 Milliarden Gläubigen. Danach kommen Hindus mit einer Milliarde, Buddhisten mit 500 Millionen und Juden mit 14 Millionen. 400 Millionen bzw. 6 % aller Menschen praktizieren regionale Glaubensformen. Die drittgrösste Gruppe aber bilden – neben Christen und Muslimen – jene 1,1 Milliarden Menschen, die keiner Religion angehören.

Pfarrblatt Kirche heute Nordwestschweiz 24/2013 Juni, S. 2
Christen weltweit verfolgt

Bei einer Konferenz in Genf vergangene Woche äusserte sich der Vatikan-Diplomat Silvano Maria Tomasi besorgt über die Situation der Christen in einigen Teilen der Welt. Jährlich würden rund 100’000 Christen aufgrund ihres Glaubens getötet. Zudem müssten Christen unterschiedlicher Konfessionen die Zerstörung ihrer Kultstätten, Vergewaltigungen und Entführungen ihrer Leiter erleben.

Katholische Wochenzeitung Baden 38/2013 September, S. 2

„Schaden für unsere Kirche kommt nicht von ihren Gegnern. Er kommt von den lauen Christen.“ Papst Benedikt XVI.

OR Nr. 42 vom 18. Oktober 2013, S. 3
Christen und Atheisten diskutieren im November in Berlin

Christen und Atheisten diskutieren Ende November 2013 in Berlin beim vatikanischen Dialogforum „Vorhof der Völker“. Unter dem Thema „Freiheitserfahrungen mit und ohne Gott“ wird es dazu vom 26. bis 28. November 2013 vier Diskussionsrunden mit Vertretern aus Kultur, Wissenschaft und Politik geben, wie der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, im Vatikan mitteilte. Die Freiheit des Menschen, vor allem in der Medizin und der Kunst, stehe heute vor bisher unbekannten Möglichkeiten, so der Erzbischof. Besonders die Gentechnik lasse eine „unabsehbare Steigerung ihrer Fähigkeiten“ erwarten.

OR Nr. 1 vom 08.01.2016, S. 10
Christenverfolgung hat 2015 deutlich zugenommen

2015 ist die Zahl der verfolgten Christen weltweit deutlich gestiegen. Das Hilfswerk Open Doors/Deutschland schätzt ihre Zahl angesichts der „jüngsten weltweiten und enorm temporeichen Entwicklung“ auf „sehr weit mehr als 100 Millionen“, wie Open-Doors-Analyst Thomas Müller sagte. – Sorgen bereitet ihm demnach besonders der Exodus der Christen aus Syrien und dem Irak, wo vor allem die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) die Existenz der Glaubensgemeinschaften bedroht. Dort, wo Christen vertrieben werden, gehe „eine Epoche zu Ende“, so Müller. – Im Irak ist laut Open Door die Anzahl der Christen von 1,1 Millionen beim Einmarsch der USA 2003 auf heute unter 300’000 gesunken. In Syrien sei sie von 1,7 Millionen vor dem Beginn des Aufstands gegen Präsident Bashar al Assad und dem folgenden Bürgerkrieg auf heute deutlich unter eine Million gefallen; darunter seien allerdings viele Binnenflüchtlinge. – Das Hilfswerk fordert die Politik auf, dass verfolgte Christen weltweit umgehend unterstützt werden, bevor sie, wie es in manchen Ländern drohe, „als wichtige Stimme der Versöhnung aber auch als Glaubensgemeinschaft vertrieben und ausgelöscht werden“. Diese Unterstützung sei bislang „nicht annähernd in dem Umfang geschehen, wie es nötig ist“.

OR Nr. 24 vom 17. Juni 2016, S. 3
Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen beim Papst

Papst Franziskus hat am Freitag, 10.062016, eine Delegation der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen (WRK) im Vatikan empfangen. Ziel der Begegnung war es, die Beziehungen zu römisch-katholischen Kirche zu vertiefen, teilte die Weltgemeinschaft anschliessend mit. Die Gruppe unter Leitung des Präsidenten der Gemeinschaft, Jerry Pillay, und des Generalsekretärs, Chris Ferguson, hat zudem den Päpstlichen Rat zur Förderung der Einheit der Christen und den Päpstlichen Rat für Gerechtigkeit und Frieden besucht.

Ferguson bezeichnete die Begegnung mit Franziskus als dringlich, da „entschieden gemeinsam auf die Gefahren und Leiden der Welt und ihrer Bevölkerung“ Antworten gefunden werden müssten. Gleichzeitig sei das Treffen auch freudig, da „wir wissen, dass wir durch Busse und Dialog der Einheit näher kommen, die Christus seiner Kirche geschenkt hat“.

In den Gesprächen mit dem Päpstlichen Einheitsrat ging es um die nächsten Schritte im offiziellen Dialogprozess, der schon mehrere Jahre im Gang ist.

OR Nr. 28 vom 15.07.2016, S. 11
Papst begeht Reformationsgedenken in Schweden

Kurienkardinal Kurt Koch betont, dass Papst Franziskus das Reformationsgedenken Ende Oktober 2016 im schwedischen Lund begehen werde. Dies geschehe aufgrund einer Absprache mit dem Lutherischen Weltbund, sagte der Präsident des Päpstlichen Rats zur Förderung der Einheit der Christen in einem gemeinsamen Interview der österreichischen Kirchenzeitungen. Der Weltbund habe unterstrichen, „dass das Reformationsgedenken keine allein deutsche Angelegenheit mehr ist, sondern eine universale“, sagte Koch auf die Frage, ob der Papst möglicherweise 2017 zum Reformationsgedenken nach Deutschland komme. Der Vorschlag mit Lund sei im Konsens angenommen worden.

Auf die Nachfrage nach einem möglichen ökumenischen Papstgottesdienst in Wittenberg sagte der Kardinal: „Das Reformationsgedenken mit den Lutheranern findet, wie gesagt, in Lund statt. Von daher könnte man auch argumentieren, dass es auch andere Zweige der Reformation in Deutschland und vor allem in der Schweiz gibt, wohin Papst Franziskus auch eingeladen worden ist.“

Zuletzt hatte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, betont, er schliesse einen Papstbesuch in Deutschland 2017 nicht ausdrücklich aus. Denn er wisse nicht, welche Dynamik das Treffen des Papstes mit dem Lutherischen Weltbund in Schweden hervorbringen werde, so Bedford-Strohm.

Pfarrblatt Kirche heute Nordwestschweiz 3/2017 Januar, S. 2
Christen im Visier der IS

Die Christen in der Türkei blicken mit Sorge in die Zukunft. Ihre ohnehin schwierige Lage dürfte sich nach dem Terroranschlag des „Islamischen Staates“ (IS) auf den Istanbuler Nachtclub „Reina“ in den ersten Stunden des Neujahrstages weiter verschärfen. Der IS hatte in einem Bekennerschreiben ausdrücklich erklärt, dass die in dem Club feiernden „Nazarener“, also Christen, das Ziel der Attacke gewesen seien. Bei der Attacke waren 39 Menschen getötet und etwa 70 verletzt worden. Bisher hat der IS in den von ihm eroberten Gebieten im Nordirak Christen – anders als die kleine Glaubensgemeinschaft der Jesiden (Angehörige einer kurdischen Religionsgemeinschaft) – nicht gezielt getötet, sondern vor allem vertrieben.

OR Nr. 4 vom 27.01.2017, S. 2
Rom. 500 Jahre nach der Reformation kommt Martin Luther (1483-1546) auf eine Briefmarke des Vatikans. Der deutsche Reformator sei Motiv eines Postwertzeichens, das im Laufe des Jahres herausgegeben werde, bestätigte das vatikanische Amt für Philatelie und Numismatik. Anlass ist das gemeinsame Reformationsgedenken von Lutheranern und Katholiken. Nähere Angaben zum Motiv machte das Amt nicht. Auch ob die vatikanische Luther-Briefmarke den üblichen 95-Cent-Nennwert für Standardbriefe innerhalb Italiens erhält, ist offen.

OR Nr. 4 vom 27.01.2017, S. 2
Kardinal Koch dämpft überhöhte Erwartungen an Reformationsgedanken

Der Präsident des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen, Kardinal Kurt Koch, wendet sich gegen überhöhte Erwartungen an das gemeinsame Reformationsgedenken 2017. Die Hoffnung, dies könne zu einer baldigen Einheit von Katholiken und Lutheranern führen, sei „sicher nicht realistisch“, schreibt Koch in einem mehrseitigen Beitrag für die Tagesausgabe unserer Zeitung vom 18. Januar. Der Kurienkardinal sieht im gemeinsamen Reformationsgedenken jedoch eine Chance, „weitere Schritte hin zu einer bindenden kirchlichen Einheit“ zu machen.

Koch erinnert in diesem Artikel an das gemeinsame ökumenische Gebet von Papst Franziskus und dem Präsidenten des Lutherischen Weltbundes (LWB), Bischof Munib Younan, beim ökumenischen Reformationsgedenken Ende Oktober 2016 im schwedischen Lund. Damit dieses „vielversprechende ökumenische Zeichen“ Früchte tragen könne, sei eine eingehende Beschäftigung mit den Hintergründen des gemeinsamen Reformationsgedenkens nötig. Es gehe weder um ein „Abdriften des Katholizismus in Protestantismus“, wie katholische Kritiker fürchteten, noch um einen „Verrat der Reformation“, wie protestantische Kritiker unterstellten. Im Zeitalter der Ökumene seien solche polemische Töne früherer Zeiten überwunden, so der Kardinal in seinem Beitrag.

OR Nr. 4 vom 27.01.2017, S. 4
Papst Franziskus hat Katholiken und Lutheraner zu einer intensiveren Zusammenarbeit und zur Vertiefung des Dialogs aufgerufen. Dieser bleibe „wesentlich für die Versöhnung“ und müsse „mit unaufhörlichem Einsatz“ fortgeführt werden, sagte er am 19.01.2017 vor einer ökumenischen Delegation aus Finnland. Franziskus betonte zudem, dass der Reformator Martin Luther keine Spaltung der Kirche, sondern deren Erneuerung gewollt habe. Bei bestehenden Unterschieden in Lehre und Praxis könnten durch das Wirken des Heiligen Geistes weitere Übereinstimmungen erreicht werden. Eine weitere Annäherung auf dem Weg zu „immer grösserer und sichtbarer Einheit“ sei möglich, ermutigte Franziskus.

bz Basellandschaftliche Zeitung vom  27.02.2017, S. 7, Martin Gehlen, Kairo
„Haut ab oder ihr werdet sterben“

Ägypten: Der „Islamische Staat“ auf dem Sinai hat zum Krieg gegen die koptischen Christen (→Ostkirchen) aufgerufen. Nach mehreren Morden an Bewohnern fliehen die Christen in Scharen in Richtung Niltal.

Nach Einbruch der Dunkelheit stürmten Maskierte das Haus und knallten den Vater vor den Augen seiner entsetzten Familie ab. Einen Schuster traf es am helllichten Tag bei der Arbeit auf einem belebten Markt, einen Tierarzt vor der Tür seiner Praxis. Ein weiteres Opfer wurde bei lebendigem Leib verbrannt. Eine schwangere Frau musste mit ansehen, wie der Eindringling erst ihren Mann exekutierte, dann seelenruhig ein Pepsi trank, bevor er wieder verschwand.

Sieben koptische Christen wurden in den letzten Tagen auf dem Nordsinai durch Extremisten des „Islamischen Staates“ ermordet. Seitdem herrscht Panik unter der Minderheit, die sich von Polizei und Militär im Stich gelassen fühlt. „Niemand ist mehr sicher, lautet die Botschaft der Täter“, sagt Mina Thabet, der für die angesehene Menschenrechtsorganisation *Egyptian Commission for Rights and Freedoms“ arbeitet.

Ich werde nicht untätig auf meinen Tod warten – ich mache dicht und gehe“, erklärte eine Koptin, die in der Provinzhauptstadt El Arish ein kleines Restaurant besitzt. Seit Tagen läuft der Exodus der Christen in Richtung Niltal. Allein in der anglikanischen Pfarrei der Suez-Stadt Ismailia suchten bisher 250 Kopten Schutz. Hunderte weitere kamen bei Verwandten in Kairo unter. (…)

Pfarrblatt Kirche heute Nordwestschweiz 22/2017 Mai, S. 2
Weltausstellung zur Reformation eröffnet

Mit einem Festgottesdienst auf dem Marktplatz der Lutherstadt Wittenberg ist am Samstag die „Weltausstellung Reformation“ eröffnet worden. Während der bis zum 10. September dauernden Veranstaltung, die unter dem Motto „Tore der Freiheit“ steht, soll es in den Wallanlagen und der Innenstadt Wittenbergs rund 2’000 Veranstaltungen in 16 Themenbereichen geben. Die frühere Landesbischöfin der Evangelischen Kirche Deutschlands, Margot Kässmann, sagte: „Menschen können für einen Tag kommen und miterleben, mitdiskutieren, miterdenken, was Reformation für die Menschen heute bedeutet – etwa mit Blick auf Spiritualität und Globalisierung oder mit Blick auf die Ökumene und den Dialog der Religionen oder hinsichtlich Gerechtigkeit, Frieden, Bewahrung der Schöpfung.“

bz Basellandschaftliche Zeitung vom 29.05.2017, S. 2/3, Andreas Fahrländer
Montagsinterview mit Pfarrer Niklaus Peter, Pfarrer am Zürcher Fraumünster
„Ich warte auf kraftvolle, neue Reformatoren“

Der Pfarrer am Zürcher Fraumünster wünscht sich im Reformationsjahr mehr Leidenschaft und Ernsthaftigkeit in der Theologie – und keinen weichgespülten Zwingli.

2016 feiern die evangelischen Kirche das Reformationsjubiläum. Nach der Überlieferung hat Martin Luther vor 500 Jahren seine Thesen an die Tür der Schlosskirche in Wittenberg geschlagen. Luther löste mit seinen Schriften eine Erneuerungsbewegung aus, die sich von Deutschland aus über ganz Europa verbreitete (→Leo X.). In der Schweiz kämpften allen voran Zwingli in Zürich und Calvin in Genf für die „reformatio“, die Umgestaltung der Kirche und der Gesellschaft. Das Gespräch (Auszüge):

  • Huldrych Zwingli trat sein Amt als Pfarrer im Zürcher Fraumünster am 1. Januar 1519 an. Und trotzdem ist es sinnvoll, dass wir jetzt feiern. Man muss die Reformation als zusammenhängende Bewegung verstehen. Wir sollten keine Schweizer Sonderzüglein fahren.
  • Ich finde, die Reformation zu feiern, bedeutet nicht, sich als Reformierte selbst zu feiern. Sondern sich zu vergegenwärtigen, was damals angefangen hat und für uns heute immer noch wichtig ist. Luther war Professor der Theologie und Bibelwissenschaftler, der den Römerbrief auslegte und plötzlich merkte: Es stimmt nicht, dass wir Gott Gerechtigkeit schulden. Paulus wollte im Römerbrief sagen dass wir von Gott Gerechtigkeit bekommen. Und dann spielt Gnade die Hauptrolle, nicht Moral …  Ein radikaler Gedanke.
  • Es waren 2 Reformbewegungen, die in der Schweiz zusammen kamen. Einerseits der Impuls von Erasmus von Rotterdam, der 1516 in Basel mit seinem „Novum Instrumentum“ erstmals das Neue Testament auf Griechisch als gedrucktes Buch herausgab. Andererseits Luthers Thesen von 1517 und seine Predigt über die Busse. Zwingli nahm diese Bewegungen auf und reformierte die Zürcher Kirche radikal.
  • Luther und Erasmus haben sich nicht gut verstanden. Zwingli war ein geistiger Schüler des Erasmus und dessen Freund. Konflikte kamen auf, als Erasmus – ein etwas abgehobener Intellektueller – nicht so mutig war wie die Reformatoren. Er wollte es sich mit mächtigen Leuten nicht verderben. Zwingli war anders. Er warf ein sehr kraftvoller Typ.
  • Es stimmt, dass wir Reformierten eine verknappte Liturgie haben. Die kann schnell einmal trocken werden. Während die katholische Liturgie voller Barock und Überfluss ist, ist die protestantische Liturgie von japanischer Knappheit. Sie muss ganz exakt und eindrücklich sein, wie bei den japanischen Tuschzeichnungen: Der Pinselstrich muss sitzen.

Baselland Woche vom 1. Juni 2017, S. 5, Redaktion
Ein „Comic-Held“ zum Reformationsjahr

Basel-Stadt gilt als „reformierter Kanton“. Im Jahre 1529 wurde die Evangelisch-reformierte Kirche Basel-Stadt unter Mitwirkung des Basler Reformatoren Johannes Oekolampad begründet. An der Wiege der reformierten Kirche unseres Kantons Basel-Stadt steht der Basler Reformator Johannes Oekolampad (1482-1531). Aus seinen Predigten vernehmen wir auch heute noch den leidenschaftlichen Ruf nach innerer Erneuerung. „Die Erhöhung der Kirche besteht nicht in Gold und Silber, in der üppigen Prachtentfaltung dieser Welt, sondern im Glauben, im Durchhalten, in der Liebe, in der Kraft der Werke, in lebendigen Taten, in Gaben und Gnade.“ Er war ein guter Freund von Ulrich Zwingli. Dieser verbrachte seine Studienjahre in Basel. Später verbanden ihn enge Freundschaften mit der Stadt am Rheinknie wie eben mit Johannes Oekolampad. Vor seiner reformatorischen Wende stand er besonders mit dem berühmten Erasmus von Rotterdam im Kontakt, der ebenfalls in Basel lebte und wirkte. Im Speziellen der Abendmahlsstreit zwischen Zwingli und Luther führte Oekolampad und den Reformator eng zusammen. Basel blieb lange Zeit auf Distanz zu den Reformationsbemühungen Zwinglis und stimmte erst nach langem Hin und Her dem Bekenntnis zur reformierten Kirche zu. Das Zwinglihaus erinnert mit seinem Namen an dieser Verbindungen.

Zum Anlass des 500-jährigen Jubiläums erscheint nun die spannende und exklusive Comic-Ausgabe „Zwingli – Ein Glaube versetzt Berge“ des Kinder- und Jugendmagazins „tut“. Ob als Lektüre oder Lehrmittel, der Comic taucht mit seiner Handlung in eine aufregende Zeit vor 500 Jahren ein. Er stellt eine der schillerndsten Persönlichkeiten der Schweizer Geschichte in den Mittelpunkt. In spannenden Szenen werden Huldrych (Ulrich) Zwingli wichtige Lebenssituationen beschrieben. Wie lebte und wirkte dieser Mann, der die Schweiz mit seinen Ideen nachhaltig veränderte? Welchen Menschen begegnete er, wer inspirierte ihn, welche Ziele erreichte er, was oder wer liebte er? Eine unterhaltsame Kombination  aus Wort und Bild, die zeitgeschichtliche Hintergründe mit einschliesst, veranschaulicht die Bedeutung des Schweizer Reformators und – in gewissem Masse – auch „Revoluzzers“. Geeignet für Kinder, Jugendliche und alle Comic-Liebhaber, aber auch für den Einsatz im Schulunterricht oder in der Jugend- und Gemeindearbeit.
Bestellung und Info: Kinder- und Jugendmagazin tut, info@tut.ch, Tel. 041 410 19 60, www.tut.ch

Pfarrblatt Kirche heute Nordwestschweiz 27-29/2017 Juni, S. 3, Regula Vogt-Kohler
Die Reformation ist vielfältiger, als wir es gelernt haben
Podium über die Bedeutung der Reformation – damals, heute und für die Zukunft

Was heisst Reformation – damals und jetzt? Für den katholischen Abt ist sie eine heilsame Katastrophe, für die reformierte Pfarrerin eine Befreiung. Der Historiker sieht sie in erster Linie als Ereignis, und der einstige Politiker plädiert für Freude an der Vielfalt.

OR Nr. 23 vom 09.06.2017, S. 1
Versöhnte Verschiedenheit

Mit Christen unterschiedlicher Konfessionen hat Papst Franziskus am Vorabend des Pfingstfestes eine Vigil gefeiert. Die Veranstaltung im römischen Circus maximus am Fuss des Palatin war ein Höhepunkt des Treffens der katholischen Charismatischen Erneuerung, die vom International Charismatic Renewal Service (Iccrs) und der Catholic Fraternity organisiert worden war. Gekommen waren Teilnehmer aus 127 Ländern, darunter auch Mitglieder protestantischer pentekostaler (pfingstlicher) Bewegungen, deren Leiter Franziskus am Vormittag in Audienz empfangen hatte. Zu den Vertretern aus dem deutschsprachigen Raum gehörte der Wiener Kardinal Christoph Schönborn. Bei der Vigil bezeichnete der Papst die Entstehung der Charismatischen Erneuerung als ökumenisches Ereignis. Von dort sei ein „Strom der Gnade“ ausgegangen. Ausserdem verwies Franziskus auf die „Ökumene des Blutes“ und plädierte zugleich für das Konzept „versöhnter Verschiedenheit“. Der Prediger des päpstlichen Hauses, P. Raniero Cantalamessa, unterstrich, dass die Bewegung ein Weg zur Einheit der Christen darstelle. Die lehrmässigen Unterschiede zwischen den Kirchen müssten „mit Geduld gelöst werden“. Cantalamessa leitete auch das abschliessende Gebet um den Heiligen Geist. Die katholische Charismatische Erneuerung entstand 1967 als missionarische Studentenbewegung in den USA.

OR Nr. 23 vom 09.06.2017, S. 4
Der Vatikan hat zum Fastenmonat Ramadan die gemeinsame Verantwortung von Christen und Muslimen für den Klimaschutz betont. Papst Franziskus rufe daher in seiner Enzyklika Laudatio si‘ zu einem neuen Dialog über die Gestaltung der Zukunft der Erde auf, heisst es in einer vom Päpstlichen Rat für den interreligiösen Dialog veröffentlichten Botschaft. Der Papst lenke den Blick auf „den Schaden, den unsere Lebensstile und Entscheidungen unserer Umwelt, uns selbst und unsren Mitmenschen zufügen“, heisst es weiter in dem von Kardinal Jean-Louis Tauran unterzeichneten Schreiben.

Katholische Wochenzeitung Baden 30-32/2017 Juli, S. 11
FAZ: Reformationsjubiläum „Pleite des Jahres“?

Die Besucherzahlen fast aller kirchlichen Grossveranstaltungen seien weit hinter den Voraussagen zurückgeblieben. Das Jubiläum „500 Jahre Reformation“ droht zur „Pleite des Jahres“ zu werden. Diese Befürchtung wird in einem Beitrag der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ (FAS) geäussert, wie ‚idea‘ berichtet. Offensichtlich gibt es auf die grossangelegten Feiern viel weniger Resonanz (Zustimmung) als von den Kirchen erwartet. Die Besucherzahlen fast aller kirchlichen Grossveranstaltungen seien weit hinter den Voraussagen zurückgeblieben. Zur zentralen viermonatigen „Weltausstellung Reformation“ in der Lutherstadt Wittenberg – sie ist auf eine halbe Million Besucher ausgelegt – seien nach knapp 4 Wochen nur 40’000 gekommen. Den Deutschen Evangelischen Kirchentag Ende Mai in Berlin hätten nur 106’000 statt der 140’000 kalkulierten Dauergäste besucht. Der Schlussgottesdienst in Wittenberg zählte nach Angaben der Veranstalter 120’000 Teilnehmer. Geplant war das Treffen für 200’000. Am meisten auseinandergeklafft sind Voraussage und Wirklichkeit, so der Bericht, bei den „Kirchentagen auf dem Weg“ Ende Mai im mitteldeutschen Kerngebiet der Reformation. So seien in Leipzig nur 7’500 zahlende Besucher dabeigewesen, obwohl mit 50’000 Teilnehmern gerechnet worden war.

OR Nr. 42 vom 20.10.2017, S. 3
Ausstellung zur Reformation in der deutschen Nationalkirche „Anima“ in Rom

Eine Ausstellung über Martin Luther und die Reformation ist derzeit in der Kirche der deutschsprachigen Gemeinde in Rom, Santa Maria dell’Anima (Seele), nähe Piazza Navona, zu sehen. Die 15 Schautafeln der Ausstellung „Here I stand“ informieren in italienischer Sprache mit Texten und Grafiken über das Leben und Wirken Luthers sowie die wesentlichen Merkmale der von ihm ausgelösten Reformation. (…)

bz Basellandschaftliche Zeitung vom 20.11.2017, S. 19 (DRE)
Einblick in die Protestantenseele

Umfrage. Die Kirche wichtig zu finden, heisst noch lange nicht, dass man sie auch besucht. Das zeigt eine Studie.

„Nun sag, wie hast du’s mit der Religion?“ Die Evangelisch-reformierte Kirche Basel-Stadt hat 5’000 Mitgliedern die echte Gretchenfrage gestellt. Allerdings nicht in dieser Kürze, sondern mit einem ganzen Fragebogen. Den gab es ausserdem auch online zum Ausfüllen. Die Auswertungen liegen pünktlich zur Synode vor und ermöglichen einen tiefen Einblick in die Protestanten-Seele. Und der fällt für die Kirche zumindest zwiespältig aus.

So leben die Hälfte der Befragten ihre Spiritualität für sich. Zu Hause, in der Natur, aber auf alle Fälle nicht in der Kirche. Dennoch halten 61 % der Mitglieder Gottesdienste zu speziellen Anlässen für sehr wichtig. Immerhin 37 % halten die Sonntagsdienste für seht wichtig. Aber, und hier taucht eines der Dauerthemen der Befragung auf, nur 19 % der Befragten gehen auch „oft“ in einen Sonntagsgottesdient. Die Diskrepanz (Missverständnis) zwischen „etwas wichtig finden“ und „etwas regelmässig nutzen“ zieht sich wie ein roter Faden durch die Auswertung. Beispielsweise gehen die meisten, nämlich zwei Drittel, am häufigsten in die Kirche, um dort kulturellen Anlässen beizuwohnen. Allerdings sind genau diese kulturellen Anlässe der Ausgabenposten, bei dem die meisten Befragten Sparpotenzial sehen. Lediglich 23 % geben an, sie seien „stark dagegen“, dass hier gespart werde. Ähnlich sparbereit zeigen sich die ERK-Mitglieder nur beim politisch-gesellschaftlichen Engagement der Kirche. Die Kirche spielt im Glaubensleben der Mitglieder auch bei weiteren Antworten nur eine untergeordnete Rolle. So geben nur 20 % an, dass sie in der Kirche seien, weil diese ihnen in ihrem Glaubensleben helfe. 57 % sehen den Hauptgrund darin, dass die Kirche soziale Aufgaben wahrnimmt, und 54 %, weil „die Kirche für unsere  Gesellschaft und Kultur wichtig ist“. Übrigens, die treusten Kirchgänger finden sich in Riehen und im Gellert. Die Onlineumfrage am eifrigsten ausgefüllt haben aber andere: die Mitglieder der Münstergemeinde.
Der Anteil der Mitglieder, die freiwillige Arbeit in der Kirche leisten, ist gleich hoch wie der derjenigen, die dazu bereit sind: 16 %. Dabei wollen die meisten befristete Engagements lieber als dauerhafte. Das Potenzial der Kirche an Freiwilligen ist also einigermassen erschöpft. Will man die Mitglieder motivieren, braucht es wohl mehr konkrete, befristete Projekte.

Katholische Wochenzeitung Baden 47/2017 November, S. 10, J. Thiel
Die Reformation und die Frauen: „Zunehmend verschwindet das ‚Weib‘ im privaten Bereich“

Und die Revolution (Reformation) „frisst ihre weiblichen Kinder“. Die beiden Schweizerinnen Mirjam Janett und Jessica Meister werfen einen Schatten auf die stattfindenden Reformationsfeiern. Der Schatten liegt nicht nur auf Martin Luther, sondern ebenso auf Calvin und Zwingli. Janett, promoviert an der Universität Basel. Die Historikerin Meister an der Rechtsquellenstiftung des Schweizerischen Juristenvereins tätig. Beide sind am Projekt „Frauenstadtrundgang Zürich“ beteiligt. Sie widersprechen dem Loblied, das derzeit auf Reformation und Reformatoren gesungen wird, weil sie angeblich Vertreter des Humanismus und einer neuen „Offenheit“ in der Religion gewesen seien. Sie wären die Wegbereiter von Demokratie und Religionsfreiheit gewesen.

Reformation war für Frauen kein Fort-, sondern ein Rückschritt. Dem geübten Ohr klingen die Vokabeln zu wohlbekannt und zu aktuell, um sie nicht als zeitgemäss zu erkennen. Auf weniger geübte Ohren mögen sie aber vielleicht authentisch (echt, glaubwürdig) wirken.

Widerspruch ist daher angebracht und kommt in diesem Fall von vermeintlich unerwarteter, nämlich feministischer Seite. Das Narrativ (Erzählung) von „Moderne“, „Offenheit“, „Humanismus“, „Menschenrechte“ und „Demokratie stimme im Zusammenhang mit der Reformation nicht, sagen Mirjam Janett und Jessica Meister im Schweizer „Tages-Anzeiger“. Sie beleuchten die Auswirkungen der Reformation für die Frauen. Für die Frauen sei die Reformation kein Fort-, sondern ein Rückschritt gewesen, so die beiden Autorinnen.

In Zürich lag das Schicksal der Stadt am Vorabend  überhaupt in der Hand einer Frau, was zeige, dass Frauen im Mittelalter  durchaus und sogar – für spätere Jahrhunderte  völlig ungewohnt – hohe Stellungen in Staat und Gesellschaft  innehaben konnten. Es handelte sich um die Äbtissin Katharina von Zimmern (1478-1547). Sie muss auf ihre Stellung verzichten, damit die Reformation in der Stadt nicht gewalttätigen Züge annimmt. So weicht sie der drohenden Gewalt und muss die Schlüssel der reichsunmittelbaren Fraumünsterabtei dem männlichen Zürcher  Rat übergeben. Die Autorinnen lassen dabei offen, ob sie persönlich mit der Reformationsbewegung vielleicht sympathisierte. An den Auswirkungen änderte es nichts. Die Abtei übte einen nicht unerheblichen Einfluss in der Stadt aus.  Kaiser hatten teils persönlich die Reichsvogtei über das Benediktinerinnenkloster inne, so bedeutsam war die Abtei. Bis zuletzt konnte die Äbtissin durch ihre Gnadenrecht Gerichtsurteile in der Stadt Zürich aufheben.

„Wie so oft frisst die Revolution ihre (weiblichen) Kinder“. Die Reformatorinnen, Frauen, die mit der Reformation sicher sympathisieren und selbst in deren Sinne aktiv wurden, hatten unter den Reformatoren einen schlechten Stand. Das gilt für Marie Dentière in Genf ebenso wie für Argula von Grumbach in Bayern.

Das Resümee von Janett und Meister:
„Wie so oft währt der Frühling der Revolte nicht lange. Bald schon frisst die Revolution ihre weiblichen Kinder.“
Der Handlungsspielraum der Frauen sei durch die Reformatoren stark beschnitten worden.
„Die Ehe erheben sie zum Ideal, von den Autoritäten penibel (fast kleinlich) überwacht, die nach 1525 über Ehestreit, Ehebruch, vorehelichen Beischlaf und anderes mehr zu urteilen haben.“
Die Autorinnen gehen nicht darauf ein, durch tatsächlich findet durch Luther eine radikale Uminterpretation der Ehe statt. Das Ehesakrament verwirft er wie fast alle Sakramente. Die Ehe ist für ihn nur „ein weltlich Ding“, das vor allem der Aufrechterhaltung der Ordnung, der Kinderzeugung und zur Zähmung der Begierden dient. An dieser Stelle kann  nicht auf die zwei Ebenen von Luthers Ehelehre und die daraus folgende Änderung  im Rollenbild sowie den daraus folgenden Konsequenzen eingegangen werden. Janett und Meister lassen jedoch deutlich anklingen, dass die protestantische Reformation für die Frauen im Verhältnis zum ausgehenden katholischen Mittelalter eine Verschlechterung brachte. In Luthers Ehe- und Familienmodell sei für eine Ebenbürtigkeit der Frau gegenüber ihrem Mann kein Platz. Das habe sich auf die gesamte Gesellschaft ausgewirkt. (…)

OR Nrn. 51/52 vom 22.12.2017, S. 4
Bei der Audienz für eine Delegation der Vertretung evangelikaler Christen der ganzen Welt ging es am 14. Dezember 2017 unter anderem um die Einrichtung eines ständigen Komitees, das den Dialog zwischen dem Vatikan und den Evangelikalen koordiniert, so der Vizegeneralsekretär der Weltweiten, Evangelischen Allianz, Thomas Schirrmacher, gegenüber Radio Vatikan. Die Allianz vertritt nach eigenen Angaben Evangelikale in 129 Ländern.

bz Basellandschaftliche Zeitung vom 24.01.2018, S. 21, Peter Schenk
Im Elsass zahlt der Staat die Pastoren

Das Elsass ist in vielem ein wenig anders als der Rest Frankreichs. Das gilt auch für die Kirche. Während in Frankreich 1905 die Trennung zwischen Staat und Kirche verfügt wurde, werden die elsässischen Pastoren und Rabbiner bis heute direkt vom Staat entlöhnt.  Dieser darf sogar die Bischöfe von Strassburg und Metz ernennen.

Zurück geht dies auf das napoleonische Konkordat von 1801. Bei seiner Abschaffung gehörten das Elsass und der deutschsprachige Teil Lothringen zum Deutschen Reich – 1918 kamen sie wieder zu Frankreich. Nach dem ersten Weltkrieg wurde beschlossen, dass die drei betroffenen Départements einen Sonderstatus erhalten, das sogenannte „droit local“. Das Lokalrecht schreibt vor, dass Regelungen und Gesetze in Bezug auf die Sozialhilfe, Ferien, das Gesundheitssystem oder auch die Kirche aus der deutschen Zeit weiterbestehen.

Um die 1’200 Personen erhalten so ihre Gehälter vom französischen Staat. Es entspricht für einen Pastor ungefähr dem Gehalt eines Primarschullehrers, für einen hochrangigen Kirchenvertreter dem eines Schuldirektors. Finanziert wird dies aus den Steuern ganz Frankreichs. Es sind also nicht nur die elsässisch–lothringischen Steuerzahler, die für die Kirche aufkommen. Eine Kirchensteuer, wie es sie in Basel oder in Deutschland gibt, kennen die Franzosen nicht.

In Deutschland zieht der Staat die Kirchensteuer mit den Lohnsteuer ein und überweist sie an die Kirche. Wer angestellt ist, wird zudem an der Quelle besteuert. Wer in Deutschland keine Kirchensteuer mehr zahlen will, muss aktiv aus der Kirche austreten.

Die langen Jahre, die ich im Elsass gewohnt habe, hat mich nie jemand nach meiner Konfession gefragt. Sogar, als ich meine Aufenthaltsgenehmigung beantragt habe, war das kein Thema. Das war noch bequem, weil ich mich nicht entscheiden musste, wie ich zur Kirche stehe. Mit meinem Umzug nach Basel war es damit vorbei: Ich musste meine Religionszugehörigkeit bekennen. Bei der Anmeldung habe ich „reformiert“ angekreuzt. Die Rechnung für die Kirchensteuer erhalte ich direkt von der Kirche. Sie beträgt 8 % der Staatssteuer.

Dass es historische Unterschiede zwischen Reformierten und Lutheranern gibt, habe ich erst später verstanden. So war es im Zeitalter der Reformation undenkbar, zwischen den Konfessionen zu heiraten. Heute fallen mir Kleinigkeiten auf. So war im „Kirchenboten“ Anfang Jahr mehrfach von Unservater die Rede. Bei mir zu Hause heisst es hingegen Vaterunser. Woher dieser Unterschied kommt, weiss wohl nur der liebe Gott.

Schweiz am Wochenende, 31.03.2018, S. 12,  S. Schumacher, Y. Nock
Er ist der Nachfolger Zwinglis: Christoph Sigrist, Pfarrer im Zürcher Grossmünster, hält nichts von der Politisierung des Glaubens und  prophezeit ein baldiges Ende der Selfie-Kultur. (Auszüge des Interviews)

Die reformierte Landeskirche verliert kontinuierlich Mitglieder, 1970 gab es 2,2 Millionen Reformierte, heute sind es noch rund 1,7 Millionen. Verliert der Glaube an Bedeutung?
Alles, was diese Zahlen zeigen, ist, dass Menschen ihr religiöses Empfinden nicht mehr an Institutionen binden. Nur weil jemand nicht mehr Mitglied einer Kirche ist, heisst das nicht, dass er nicht mehr glaubt. 2003 besuchten rund 100’000 Leute das Grossmünster, 2017 waren es rund 580’000. Das zeigt doch, dass Menschen religiöses Erleben nach wie vor suchen und auch finden.

Braucht es 500 Jahre nach dem Reformationsbeginn eine neue Reformation der Kirche?
Sie macht die reformatorische Umwälzung gerade durch. Inhaltlich lernen wir, wie Kirchenräume das religiöse Erleben möglich machen. Es geht also nicht mehr wie vor 500 Jahren um eine Abspaltungsbewegung von anderen Konfessionen. Es geht vielmehr um die Frage: Was heisst das überhaupt, Christ zu sein in einer Gesellschaft, in der allein in unserer Stadt rund 30’000 Muslime leben?

Wie sollten wir denn mit Andersgläubigen umgehen?
Mit Respekt, mit Neugier, mit Staunen, mit Toleranz. Wir müssen sehen, dass auch unsere Identität vom Blick des jeweils anderen konstituiert (festgesetzt) wird. Mein eigener Glaube bildet sich erst in Begegnung mit Andersgläubigen und Andersdenkenden heraus. Diese Begegnungen sind ein dynamisches Hin und Her. (…)

Schweiz am Wochenende vom 21.04.2018, S. 5, Jonas Schmid
Gottes Lohn reicht nicht: Das Top-Salär des obersten Reformierten hinterfragt in der Kirche kaum einer. Kein Wunder, denn auch die kantonale Kirchenspitze wird gut entlöhnt.

Wie viel verdient das Bodenpersonal Gottes? Gottfried Locher, Präsident des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes (SEK), legte vor Monatsfrist sein Gehalt offen: 220’000 Franken brutto verdient er pro Jahr. Spesen wie Kurzstrecken-Flüge in der Business-Klasse nicht inbegriffen. Der oberste Reformierte bewegt sich lohnmässig in vergleichbaren Gefilden wie Regierungsräte eines Kleinkantons. Zu reden gibt Lochers Top-Salär in Kirchenkreisen kaum. Mit gutem Grund: denn während die Basis oft ehrenamtlich arbeitet, beziehen auch kantonale Kirchenfunktionäre stattliche Gehälter. (…)

Top-Saläre reformierte Kirchen (Quelle: Eigene Recherchen, Stand 2018):

Region                         Salär                                              Pensum      Mitglieder

CH-Kirchenbund:         CHF 220’000 (Gottfried Locher)    100 %         ~ 2,4 Mio
Zürich:                          CHF 217’178 (Michel Müller)         100 %         455’000 
Bern-Jura-Solothurn:    CHF 203’500 (Andreas Zeller)       100 %         642’400
Aargau:                         CHF 180’000 (Chr. Weber-Berg)    100 %        180’300
St. Gallen:                     CHF 159’708 (Martin Schmidt)       100 %        111’000
Luzern:                          CHF 80’000   (Ursula Stämmer)       50 %          42’800 
Graubünden:                 CHF 51’000    (Andreas Thöny)        40 %          71’770 
Waadt:                           CHF 106’000  (Xavier Paillard)         80 %         236’900

(…)

bz Basellandschaftliche Zeitung vom 22.05.2018, S. 4, Jonas Schmid
Der geköpfte Bischof
Reformierte Basis erteilt dem Machtanspruch ihres Präsidenten eine Absage

Gerhard Locher? Nie gehört! Für die Mehrheit der Schweizer Bevölkerung ist der Oberhirte von 2,4 Millionen Reformierten kaum ein stehender Begriff. Während der Papst – oder einer seiner Bischöfe für die katholische Konkurrenz zuverlässig Schlagzeilen liefern, krankt der Protestantismus daran, nicht wahrgenommen zu werden. Trotz grossem Engagement in vielen Gemeinden bleiben die Kirchenbänke leer. Wenige wissen, wer die reformierten sind und wofür sie genau stehen. Zu wenig Profil, zu wenig Einheit, so lautet Diagnose. Die Rede ist von „Wischiwaschi-Religiosität.

Einer ist angetreten, das zu ändern:  Gottfried Locher. Er stellt sich im Juni für eine dritte Amtszeit zur Verfügung. Der Mann mit dem vielsagenden Namen und dem grossen medialen Sendungsbewusstsein will der Kirche ein Gesicht geben – am liebsten sein eigenes. Seine Ambitionen hat er nie unter den Teppich gekehrt. Schon vor der Amtszeit im Jahre 2011 liebäugelte der Ratspräsident des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes (SEK) mit der Idee einer hierarchischen Kirche, an deren Spitze ein reformierter Bischof thront. Sein erstes Buch von 2014 trägt denn auch nicht umsonst den selbstbewussten Titel: „Der reformierte Bischof auf dem Prüfstand“. Dem Präsidenten soll nicht nur die Rolle des Sachverwalters eines Vereins zukommen, welcher der SEK de facto ist. Nein, das Präsidentenamt soll in eine geistliche Führungsfunktion umgebaut werden, so das Leitmotiv des reformierten Oberhirten. Diese Idee verfolgt Locher konsequent im Zuge einer neuen Verfassung, die jene von 1950 ablösen soll. Die Reform soll noch in diesem Jahr von den Abgeordneten der Kantonalkirchen abgesegnet werden. Wie weit Locher gehen wollte, zeigt ein persönliches „Bischofslogo“, das er sporadisch verwendet. Es ist ein Lamm. Ein Verweis auf das „Lamm Gottes“ oder aber ein Insignum (Symbol) der Macht.

Synodal, kollegial, personal. Innerhalb der Kirche stösst ein solcher Machtanspruch aber auf Widerstand. „Ein reformierter Bischof in der Schweiz wäre undenkbar“, sagt Andreas Thöny, Kirchenratspräsident der Evangelisch-reformierten Landeskirche Graubünden. „Wir sind gegenüber klerikalen-autoritären Führungspersonen sehr skeptisch“. Die Kirche fände immer bei den Menschen vor Ort statt. „Jeder Reformierte macht sich seine Meinung selber“.

Dem weitverbreiteten Unbehagen trugen die Abgeordneten des Kirchenparlaments Ende April Rechnung. Sie haben den Bischof in wesentlichen Punkten aus der Verfassung gestrichen. „Man hat an der Abgeordnetenversammlung gespürt: Den Schritt Richtung Bischof, den wollen wir nicht“, sagt Michel Müller, Kirchenratspräsident der Zürcher Landeskirche.

Die geistliche Leitung übertrugen die 70 Delegierten auf drei Ebenen: Die Synode (Kirchenparlament), den Rat und den Präsidenten. Der Präsident muss sich also immer auch auf die anderen Institutionen abstützen, was seine Kompetenzen relativiert. (…)

Pfarrblatt Kirche heute Nordwestschweiz 26/2018 Juni, S. 2
Gottfried Locher wiedergewählt

Die Abgeordnetenversammlung des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes (SEK) hat Gottfried Locher als Präsident des SEK-Rates für eine weitere Amtsdauer gewählt. Locher erhielt 43 Stimmen, seine Herausforderin Rita Famos 24. Locher steht dem Rat seit 2011 vor und kandidierte zum dritten Mal für das Amt. Die 52-jährige Pfarrerin Rita Famos trat gegen Locher an, „weil die reformierte Kirche als demokratisch verfasste Kirche ein echte Wahl braucht“, wie sie gegenüber kath.ch sagte. Sie habe sich erst nach der SRF-Sendung „Rundschau“ vom 23. Mai 2018 dazu entschieden. Namhafte Mitglieder der Abgeordnetenversammlung hatten sich in der Sendung kritisch zum Amtsverständnis von Gottfried Locher geäussert.

Kath. Wochenzeitung Baden  34/2018 August, S. 6
Liebe Protestanten, nehmt den Glauben der Kirche wieder an!

Ein Protestant, der „ehrlich“ Ja zur Eucharistie sagt, ist kein Protestant mehr, sondern hat den katholischen Glauben angenommen, und sollte dies bekunden und auch vollziehen.
In einer deutschen Kirchenzeitung wird ein österreichischer Bischof mit dem Satz zitiert: „Wer das Amen zum Hochgebet ehrlichen Herzens sprechen kann, der kann auch die Frucht des Hochgebetes, die hl. Kommunion, ehrlichen Herzens empfangen.“ Der Bischof nimmt damit Stellung im Streit um die Frage, ob evangelische Christen in der katholischen Kirche zur heiligen Kommunion zugelassen werden können oder sogar sollten. (…)

OR Nr. 38 vom 21.09.2018, S. 3
Europäische Protestanten und Vatikan vereinbaren Dialog

Basel. Der Dachverband der protestantischen Kirchen in Europa hat mit dem Vatikan die Aufnahme offizieller Dialog- und Ökumene-Gespräche vereinbart. Der Präsident der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen Europas (GEKE), Gottfried Locher, und Kardinal Kurt Koch, im Vatikan verantwortlich für den Dialog der christlichen Kirchen, unterzeichneten am Sonntag, 16.09.2018, bei einem Festgottesdienst im Basler Münster ein entsprechendes Dokument. Ziel der Gespräche und Verhandlungen ist es, zu einer gegenseitigen Anerkennung und Verständigung der Kirchen und Kirchengemeinschaften zu gelangen.

Die Dialogvereinbarung vorausgegangen waren jahrelange Sondierungen. Ein Arbeitsgruppenbericht hielt fest, dass sich GEKE und die römisch-katholische Kirche mit Blick auf das Kirchenverständnis „deutlich näher“ seien als bisher gedacht. Daher sei ein Dialog für die weitere Annäherung „aussichtsreich“. Zur GEKE gehören rund 100 protestantische Mitgliedskirchen aus 30 europäischen Staaten. Bereits 1973 hatten die in der GEKE vertretenen lutherischen, reformierten und die aus ihnen hervorgegangenen unierten Kirchen ihre Differenzen überwunden und eine Kanzel- und Abendmahlsgemeinschaft beschlossen.

OR Nr. 45 vom 09.11.2018, S. 1
Anschlag auf Christen in Ägypten

Vatikanstadt. Beim Angelusgebet am 04.11.2018 betete Franziskus für die Opfer des Terroranschlages auf Christen in Ägypten. Er sagte: „Liebe Brüder und Schwestern! Ich bringe meine Trauer über  den Terroranschlag zum Ausdruck, der vor 2 Tagen die koptisch-orthodoxe Kirche in  Ägypten getroffen hat. Ich bete für die Opfer, Pilger, die nur deshalb getötet wurden, weil sie Christen sind, und ich bitte die allerseligste Jungfrau Maria, die Familien und die gesamte Gemeinschaft zu trösten. Lasst uns gemeinsam zur Muttergottes beten: Gegrüsst seist du, Maria…“

Bei dem Anschlag auf einen Pilgerbus waren am 02.11.2018 mindestens 7 Personen getötet worden, 12 weitere wurden teilweise schwer verletzt. Die koptisch-orthodoxen Pilger waren auf dem Weg zum Kloster Anba Samuel in Mittelägypten. Medienberichten zufolge  hält die Suche nach den Tätern an.

Bereits am Tag zuvor hatte der Nuntius in Ägypten, Erzbischof Bruno Musaro, den Anschlag verurteilt. Er sprach laut „Vatican News“ vom „Rückfall in eine Spirale der Gewalt und des Hasses“, der „mit Nachdruck zu verurteilen sei.

Der koptische Papst Tawadros II.  betonte in einer Videobotschaft, das Attentat werde die koptische Gemeinschaft stärker machen und nicht schwächer: „Wir beten auch für die Mörder. Sie sollen sich keine Illusionen machen: All der Schmerz, den sie verursachen, wird absolut nichts bewirken.“ (→Ostkirchen)

Kath. Wochenzeitung Baden 20/2019, S. 3
Naher Osten: „Es wäre gut, wenn die Christen mehr Kinder hätten“

Prof. Hussein Rahhal (Hisbollah):“Das Schwinden der Christen gefährdet den Nahen Osten“. Das Schwinden der Christen im Nahen Osten sei Anlass zur „Besorgnis“. Dies gelte auch für den Libanon, wo die Ausdünnung der christlichen Bevölkerungskomponente auch die Aufrechterhaltung eines politischen Systems und ein soziales Zusammenleben gefährde, das auf dem Gleichgewicht der verschiedenen Glaubensgemeinschaften beruht. So Professor Hussein Rahhal, Professor für Ingenieurwissenschaften und Mitglied des Rates der Libanesischen Universität sowie ehemaliger Leiter der Cyber- und Mediaabteilung der schiitischen „Hisbollah-Partei“, der in diesem Zusammenhang erklärt: „Auch aus diesem Grund wäre es gut, wenn Christen mehr Kinder hätten“.

Die „Hisbollah“ entstand nach der Besetzung des Südlibanon durch Israel auf der Bühne der libanesischen Politik: „Wir verstanden, dass wir handeln mussten, wenn wir nicht wie die palästinensischen Flüchtlinge in seinem eigenen Land enden wollten. Ein anderer seit langem bestehender Faktor, der sicherlich zur Entstehung beigetragen hat, war die Wiedergeburt der schiitischen Identität durch die Figur des libanesischen Imams Moussa Sadr“ (der 1978 auf mysteriöse Weise ums Leben kam. Anm. d. R.)

OR Nr. 43 vom 25.10.2019, S. 3
Ökumene für die Schifffahrt

Vatikanstadt. Der Papst hat christliche Seemannsmissionen zu einer verstärkten Zusammenarbeit aufgerufen. In einem Grusswort an den Internationalen Christlichen Seefahrer-Verband ermutigte er die Seelsorger, „mit erneuertem ökumenischen Geist beharrlich ihrer Aufgabe im Dienst an den Seeleuten“ nachzugehen. Ihre Aufgabe sei es,  ihnen Hilfe und Unterstützung zu geben. Zugleich sollten sie diese auch mit Jesus Christus bekanntmachen, damit sie in gegenseitigem Respekt in seinem Sinne leben könnten.

Die „International Christian Maritime Association“ ist ein Verband von 28 christlichen Organisationen, die sich um Seeleute, Hafenarbeiter, Fischer und ihre Familien kümmern. Der Verband begeht in diesem Jahr sein 50-jähriges Bestehen und trifft sich derzeit zu seiner Weltkonferenz in Kaohsiung/Taiwan.

Kath. Wochenzeitung Baden 48/2019 November, S. 11,CNA Deutsch
Diskriminierung von Christen und Hassverbrechen nehmen europaweit zu

Der Jahresbericht des OIDAC (Observatory on Intolerance and Discrimination Against Christians) für 2019 dokumentiert 325 Fälle psychischer Gewalt und rechtlicher Einschränkungen der Religionsfreiheit in 14 europäischen Staaten.

bz Basellandschaftliche Zeitung vom 28.05.2020, S. 1 (sva)
Nach happigen Vorwürfen: Der oberste Reformierte tritt zurück

Kirche. Eklat  bei den Protestanten: Gottfried Locher, der Präsident der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz (EKS), tritt per sofort von seinem Amt zurück. Dies hat der 54-Jährige in einem Schreiben an den Synodepräsidenten mitgeteilt, wie es in einer Mitteilung der Kirche vom Mittwochabend heisst. Kürzlich machten namhafte Theologinnen „ernst zu nehmende Hinweise“publik, wonach es bei einem Geschäft des EKS-Rates zu Grenzverletzungen gekommen sei. Näheres ist bis heute unklar. „Der Sachverhalt ist nicht erstellt oder erhärtet und wird nun erst abgeklärt“, heisst es weiter. Eine externe Stelle untersuche nun die Angelegenheit.

bz Basellandschaftliche Zeitung vom 04.06.2020, S. 6, Inland, Lucien Fluri
„Kommunikatives Totalversagen“

Bei den Reformierten brodelt  es nach dem Rücktritt von Gottfried Locher –  Kirchenführung steht unter massiver Kritik.

Er kennt mehrere Frauen, die mutmassliche Grenzverletzung durch den obersten Reformierten, Gottfried Locher, beklagen: Der Aargauer Kirchenratspräsident Christoph Weber-Berg (56) gehört zu den Reformierten, die schon vor dem Rücktritt von Locher Aufklärung forderten. Weber-Berg befürchtet nun einen Imageschaden für die Reformierten. Die offizielle Kirche nehme die Vorwürfe zu wenig ernst und versage in der Kommunikation. (…)

Es wird von den Betroffenen (7 Frauen) von Grenzverletzungen unter anderem psychischer und sexueller Natur gesprochen, die im kirchlichen Umfeld geschehen sein sollen. (…)

bz Basellandschaftliche Zeitung vom 09.06.2020, S. 18, Michael Ecklin
Intrige bei den Reformierten

Biel-Benkener (Kanton BL) Eltern wollen Jugendliche nicht zum umstrittenen Pfarrer in den Konfirmationsunterricht schicken. Der Haussegen bei den Biel-Benkener hängt seit längerem schief. 2019 trat die Mehrheit der Kirchenpflege zurück. Der kantonale Kirchenrat setzte als interimistischen Gemeindeleiter einen Mediator ein, Markus Fischer, mit dem Auftrag, den Streit zu analysieren, die Probleme zu klären und die Wogen zu glätten. Sein Ziel: dass die Gemeinde mit einer neuen Kirchenpflege die Zukunft planen kann.

Doch davon sind die Biel-Benkener Reformierten noch weit entfernt. Denn jetzt haben die Eltern von 14 Jugendlichen entschieden, dass sie diese nicht zu Pfarrer Nico Rubeli in den Konfirmationsunterricht schicken wollen. Stattdessen beginnen sie ihre Konfirmationszeit in Oberwil. Das ist zwar seit Jahren üblich. „Dieses Jahr ist es aber so, dass mehr Jugendliche und Eltern das Anliegen hatten, dass jemand anders als Pfarrer Rubeli den Unterricht leitet“, sagte Fricker. Zu den Gründen sagt er nur: „Generell kann man sagen: Diese Eltern und Jugendlichen haben kein positives Vertrauen zu Rubeli.“ (…)

„Alle merken, dass er gehen sollte, nur er selber nicht.“ – Mutter eines Konfirmanden. WA Zusammenfassung: Rubeli liess Unterschriften für eine ausserordentliche Kirchgemeindeversammlung sammeln mit der Absicht, ihm genehme Kirchenpflegemitglieder zu wählen, so die Mutter. Rubeli habe zudem gegen Fricker einen Anwalt eingesetzt. Rubeli sei nicht kritikfähig. Die ausserordentliche Versammlung findet am 15.08.2020 statt.

bz Basellandschftliche Zeitung vom 17.06.2020, S. 1
Führungskrise bei den Reformierten

An der Spitze der Reformierten gibt es mehr Probleme als die Grenzverletzungen, die der zurückgetretene Ratspräsident Gottfried Locher gegenüber Frauen begangen haben soll. Dies zeigt ein Bericht der Geschäftsprüfungskommission der Kirche. Demnach gab es in der Kirchenführung bereits unter Locher grössere Spannungen, es brauchte Meditationen. Insbesondere Lochers machtbewusste Führung stand in der Kritik; für wenig Vertrauen hatten seine Äusserungen über Frauen gesorgt. Ein schlechtes Zeugnis erhält der Rat auch für die Aufarbeitung des Falles Locher. Lange betrieb Vizepräsidentin Esther Gaillard die Absetzung Lochers allein und heimlich – und löste dabei hohe Kosten aus. (lfh)

bz Basellandschaftliche Zeitung vom 18.11.2021, S.18, S.Tschopp
Reformierte fehlen Geld und Mitglieder

Die Herbstsynode muss sich primär mit negativen Zahlen auseinandersetzen. Geld und nicht Geist und Glaube steht im Zentrum der Herbstsynode der Reformierten Kirche Baselland. Morgen Freitag trifft sich das Kirchenparlament in Pratteln und berät unter anderem über Budget, Finanzausgleich und Finanzplan. (...)

Kath. Wochenzeitung Baden 38/2021 September, S. 11
Schweizer Ökumene-Chaos: "Ich weiss nicht, wer reformiert oder katholisch ist in unserer Gemeinde

Vor mehr als vierzig Jahren begann in Halden in St. Gallen die Zusammenarbeit von Reformierten und Katholiken. Mittlerweile werden alle Gottesdienste mit wenigen Ausnahmen gemeinsam gefeiert.

In der Ökumenischen Gemeinde Halden in St. Gallen (Schweiz) spielen die konfessionellen Unterschiede zwischen Reformierten und Katholiken keine Rolle. Der (katholische) Seelsorger Matthias Wenk sagt wörtlich: "Ich weiss nicht, wer reformiert und katholisch ist in unserer Gemeinde." Das sei auch egal in ihrer Kirche, berichtet das Portal kath.ch.

Im Seelsorgeteam sind Angehörige der Reformierten wie der Katholiken. Für pastorale Anliegen ist der sogenannte "Haldenrat" zuständig. Das "Haldenforum" ist eine "basisdemokratische Versammlung, die entscheidende Schritte beschliesst", schreibt kath.ch. Auch die beiden letztgenannten Gremien sind mit Mitgliedern beider Konfessionen besetzt. 2013 hat das Haldenforum beschlossen, alle Feiern ökumenisch zu gestalten. Das schliesst auch Taufen, Hochzeiten und Begräbnisse ein. Ausnahmen gibt es nur für die katholische Erstkommunion und die reformierte Konfirmation.

Die Gottesdienste sind durchgehend ökumenisch. Sie werden von einem katholischen Seelsorger, der reformierten Pfarrerin oder von beiden gemeinsam geleitet. Aus den gemeinsamen Gottesdiensten habe sich "eine Mischliturgie" entwickelt, wie Matthias Wenk sagt. "Die Liturgie gleicht also eher einem Wortgottesdienst als einer Eucharistiefeier", schreibt kath.ch wörtlich.

Einen Tabernakel gibt es, bestätigt Matthias Wenk im Interview mit kath.ch."Wir bewahren dort das Brot und die Hostien für die Kommunionfeiern und die Gottesdienste auf. ... Im Tabernakel befinden sich verschiedene Gefässe, damit die geweihten Hostien nicht mit dem reformierten Abendmahl verwechselt werden", sagt er wörtlich. Das nach einer Abendmahlsfeier übriggebliebene Brot komme in den Tabernakel. "Das tun wir aus Respekt einander gegenüber - also aus Respekt der Katholiken gegenüber den Reformierten und umgekehrt. Denn das Brot hat bei beiden eine wichtige Rolle inne", sagt Wenk. Das Fest Fronleichnam wird aus Rücksicht auf die Reformierten nicht gefeiert. "Es ist sehr stark mit der katholischen Tradition verbunden, das ist für Reformierte unverständlich", sagt der Theologe. 

Die Zusammenarbeit begann 1970. Damals kauften  die Reformierten und die katholische Kirche zwei nebeneinander liegende Parzellen im St. Galler Stadtteil Halden. Sie beschlossen, aus Kostengründen nicht zwei separate, sondern eine gemeinsame Kirche zu bauen. Zunächst wurde eine sogenannte "Fastenopferkirche" aus Fertigteilen errichtet. 1986 war die Einweihung der jetzigen Kirche. Sie besteht auf der Grenze der beiden Parzellen und hat zwei Giebel. Damit sollten die beiden Konfessionen unter einem Kirchendach symbolisiert werden, schreibt kath.ch.

Vier Mal im Jahr treffen sich Christen, Moslems, Hindus und Sikhs zu einem gemeinsamen interreligiösen Gebet. Die genannten Religionsgemeinschaften feiern ihre wichtigsten Feste in den Räumen der Ökumenischen Gemeinde.

Die Ökumenische Gemeinde Halden gehört zur katholischen Seelsorgeeinheit St. Gallen Ost und zur  katholischen Kirchgemeinde St. Gallen sowie zur evangelisch-reformierten Kirchgemeinde Tablat - St. Gallen. Die Verwaltung obliegt der katholischen Kirchgemeinde St. Gallen. Die Kosten werden von beiden Konfessionen je zur Hälfte übernommen, berichtet kath.ch.

OR Nr. 40 vom 08.10.2021, S. 1
Weltreligionen rufen gemeinsam zu mehr Klimaschutz auf

Vatikanstadt. Zahlreiche Religionsführer haben am 4. Oktober 2021 im Vatikan gemeinsam mit Wissenschaftlern dazu aufgerufen, weltweite Klimaschutzmassnahmen umgehend zu intensivieren. Im Vorfeld des COP26-Klimagipfels Anfang November in Glasgow präsentierten sie als Ergebnis monatelanger Beratungen einen entsprechenden Appell an politisch Verantwortliche und alle Menschen. Diesen übergaben die fast 40 Religionsführer, unter ihnen Papst Franziskus, der Ökumenische Patriarch Bartholomaios und der Grossmann von Al Azhar, Ahmad al Tayyeb, an den designierten Präidenten der COP26, den Briten Alok Sharma, und an Italiens Ausssenminister Luigi di Maioi. (...)

Kath. Wochenzeitung Baden 48/2021 Dezember, S. 4, kna
OSZE-Report: Zahl der Hassverbrechen gegen Christen deutlich gestiegen

"Medial und politisch wird der Hass auf Christen als ein immer offensichtlicheres gesellschaftliches Problem kaum wahrgenommen", heisst es. Dabei spiegle der OSZE-Bericht nur einen Teil des seit Jahren dokumentierten Trends wider.

Laut einem Bericht der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) hat die Zahl der Hassverbrechen gegen Christen im vergangenen Jahr deutlich zugenommen. So richteten sich 2020 rund 980 Hassverbrechen gegen Christen oder christliche Gotteshäuser, Symbole und Einrichtungen, was gegenüber dem Vorjahr (578) einen Anstieg um knapp 70 % bedeute, heisst es in dem neulich in Warschau veröffentlichten Report. (...)

OR Nr. 49 vom 10.12.2021, S. 3
Christliche Wurzeln Europas nicht vergessen

Brüssel/Vatikanstadt. In der Debatte um eine internes Dokument der EU-Kommission mit Formulierungshinweisen zum bevorstehenden Weihnachtsfest hat sich auch Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin geäussert. In einem Beitrag für "Vatican News" (30.11.2021) nannte Kardinal Parolin es einen falschen Weg, im Kampf gegen Diskriminierung, Ausdrücke wie "Weihnachten" oder "Maria" zu meiden. "Die Tendenz geht leider dahin, alles zu vereinheitlichen und nicht einmal die berechtigten Unterschiede zu respektieren", sagte der Kardinalstaatssekretär. Unterschiede - etwa im religiösen Glauben - dürften nicht zu einer Quelle von Diskriminierungen werden, aber sie müssten integriert werden. (...)

Kath. Wochenzeitung Baden 50/2021 Dezember, S. 9
Zunehmende Intoleranz gegen Christen in Europa

Wiener Beobachtungsstelle bezeichnet aggressive Formen des Säkularismus (Trennung von Kirche und Staat) und des Islamismus als Hauptursachen für "besorgniserregenden Trend" - Mehrzahl der dokumentierten Fälle in Frankreich, Deutschland, Spanien, Schweden und Grossbritannien.

Säkuläre Intoleranz und islamischer Extremismus tragen erheblich dazu bei, dass in europäischen Staaten praktizierende Christen oder christliche Einrichtungen immer häufiger Diskriminierung bis hin zu Gewaltakten und Verfolgung ausgesetzt sind. Das geht aus einem Bericht des in Wien angesiedelten "Observatory On Intolerance And Discrimination Against Christians In Europa* (OIDAC) hervor. Das Phänomen der Intoleranz gegen Christen sei in Europa völlig unterbelichtet und müsse sowohl politisch als auch gesellschaftlich wahrgenommen, diskutiert und es müsse ihm vorgebeugt werden. (...)

OR Nr. 51/52 vom 24.12.2021, S. 11
Papstreise war Gewinn für die Ökumene

Vatikanstadt. Die Apostolische Reise von Papst Franziskus nach Zypern und Griechenland war nach Aussage von Kurienkardinal Kurt Koch für die Ökumene ein Gewinn. In der Hinsicht sei "die Reise ganz sicher ein grosser Schritt einer Vertiefung der Beziehungen zwischen der katholischen Kirche und den orthodoxen Kirchen in Zypern und Griechenland" gewesen, so Koch im Gespräch mit "Vatican News" am Freitag, 10.12.2021. Die Begegnungen mit den Erzbischöfen Chrysostomos II. von Zypern und Hieronymos II. in Athen seien "sehr herzlich" gewesen.

Zudem hätten die Gastgeber wie auch der Papst einerseits etliche gemeinsame Herausforderungen benannt. Andererseits habe man auch Divergenzen (Auseinandergehen) oder Probleme deutlich angesprochen. Insbesondere die Bitte des Papstes um Vergebung für Vergehen und Versagen von katholischer Seite seien wichtig gewesen, so der Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen.

Man könne in der Beziehung zwischen Ost und West ohnehin "nicht von einer Spaltung reden", so Kardinal Koch. Vielmehr gebe es "eine Aufkündigung der Kommunikation". Dabei sei sehr wichtig, sichtbar zu machen, "was Ziel der ökumenischen Bewegung ist: die Wiederherstellung der Kirchengemeinschaft und auch der Eucharistiegemeinschaft."

Kath. Wochenzeitung Baden 1/2022 Januar, S. 5
Appell zum ethischen Handeln "ist mir zu wenig"

Ökumene-Experte Thöle: Gottesdienste nicht entkernen. "Ich habe den Eindruck, dass die religiöse Dimension des evangelischen Gottesdienstes in eine moralische Dimension vereinigt wird", kritisiert der Theologieprofessor Reinhard Thöle. Er vermisst einen Zugang zum Sakralen in den Feiern. (...)

BaZ Basler Zeitung vom 06.01.2022, S. 1, lg
Kirchenrat enthebt reformierten Pfarrer seines Amtes

Arlesheim/Schweiz. Ein Streit in der reformierten Kirchgemeinde Arlesheim ist im Dezember eskaliert: Nach einer einstündigen Verhandlung hat der Kirchenrat Pfarrer M. G. seines Amtes enthoben. Als Begründung nennt der Kirchenrat "unüberbrückbare Differenzen in der Amtsführung, bewusste und wiederholte Missachtung von Weisungen sowie schwerwiegende Dienstpflichtverletzungen".

Zwischen der Kirchenpflege und dem Pfarrer gab es schon seit einiger Zeit Differenzen, im Sommer 2020 wurde G. deshalb freigestellt. Der Entlassene ist sich jedoch keiner Schuld bewusst. Für G. steht deshalb fest. dass er die Sache weiterziehen und gegen seine Amtsenthebung Rekurs einreichen wird.

OR Nr. 5 vom 04.02.2022, S. 11
Zahl der Christen in Israel nimmt zu.

Jerusalem. Das zentrale israelische Statistikbüro (CBS) hat seine jüngsten Zahlen zur christlichen Minderheit in Israel veröffentlicht. Aus ihnen geht hervor, dass die christliche Gemeinschaft in Israel wächst, sich mehrheitlich im Norden des Landes konzentriert und im Vergleich zu anderen Religionsgruppen weniger kinderreiche Familien hat.

Laut CBS leben aktuell rund 182'000 Christen in Israel, 1,4 % mehr als vor einem Jahr. Insgesamt stellen damit Christen 1,9 % der Gesamtbevölkerung. Gut drei Viertel von ihnen (76,7 %) sind arabische Christen. Sieben Prozent der gesamten arabisch-israelischen Bevölkerung sind damit Christen. Mit durchschnittlich 1,93 % Kindern unter 17 Jahren lag die Kinderzahl christlicher Familien dabei unter der ihrer jüdischen  (2,43) und muslimischen (2,60) Mitbürger.

Die meisten arabischen Christen, insgesamt knapp 84 %, leben im Nordbezirk des Landes oder in der Region Haifa.  Nazaret und Haifa stellen entsprechend mit 21'400  beziehungsweise 16'500 Christen die Städte mit der grössten arabisch-christlichen Bevölkerung dar. Jerusalem liegt mit 12'900 Christen an dritter Stelle. Anders sieht es bei den nicht-arabischen Christen aus. Sie konzentrieren sich vor allem auf Tel Aviv und das Zentrum des Landes (rund  4,2 Prozent). 

Kath. Wochenzeitung Baden 22/2023 Juni, S. 11
Zahl der Christen in Japan steigt

Aktueller Jahresbericht von Regierungsagentur verzeichnet für 2021 Zuwachs um mehr als 50'000 Gläubige, allerdings nicht bei der katholischen Kirche.

Während der Anteil von Buddhisten und Shintoisten an der Bevölkerung in Japan sinkt, wächst die Zahl der Christen im Land. Das geht aus dem Jahresberichte 2022 der staatlichen Agentur für kulturelle Angelegenheiten hervor, wie die Nachrichtenagentur "SIR" berichtet. Die Mitgliederzahl der chritlichen Kirchen in dem dichtbevölkerten ostasiatischen Inselstaat wuchs demnach im Jahr 2021 um rund 52'000 auf nunmehr etwa 1,97 Millionen. Die Statistik basiert auf Angaben der Religionsgemeinschaften.

Christen machen in Japan nur rund eineinhalb Prozent der insgesamt mehr als 125 Millionen Einwohner aus, wobei der grösste Anteil - etwas weniger als ein Viertel - der katholischen Kirche angehört. Anders als die Gesamtzahl der Christen, sank die Katholikenzahl jedoch zuletzt um rund 4'000 auf etwa 431'000 Gläubige. Angaben der Kirche zufolge, stecken dahinter ähnliche Probleme wie in Europa, darunter etwa die Entfremdung junger Generationen von der Kirche.

Die meisten Japaner  sind Shintoisten (87 Millionen) oder Buddhisten (83 Millionen), wobei zu beachten ist, dass viele im Land beiden Religionen gleichzeitig angehören. Die Mitgliederzahlen dieser beiden Gruppen sind laut der aktuellen Erhebung rückläufig, ebenso die ausser den Christen als "andere Religionen" zusammengefasste Gruppe. Unter den Christen gibt es neben der katholischen  Minderheit zahlreiche protestantische Kirchen sowie die japanisch-orthodoxe Kirche.

Insgesamt  sind  die Japaner mit dem Christentum verhältnismässig gut vertraut, etwa aus dem Schulunterricht oder durch die Bekanntschaft mit christlicher Kunst, Musik oder Architektur. Beliebt sind zudem christliche  Weihnachtstraditionen und Hochzeiten im "katholischen Stil", bei denen als Priester verkleidete Zeremonienleiter die katholische Ehe formel vortragen. Umfragen zufolge, hat jeder zehnte Japaner in seinem Leben eine katholische Schule oder Universität besucht.
Shintoisten: Shinto - Weg der Götter. Es ist die ethische Religion der Japaner. Diesseitsbezogenheit des Shinto, ohne heilige Schrift, daher mündliche Überlieferung.
Buddhismus: Der Glaube an Götter fehlt. Keine Verehrung des allmächtigen  Gottes, sondern umfangreiche philosophisch-logische Überlegungen. Die Praxis der Meditation ist ein wichtiges Element. 

Kath. Wochenzeitung Baden 28/2023 Juli, S. 9
Kurienkardinal Kurt Koch: Papst setzt auf praktische Ökumene

Leiter der vatikanischen Ökumene-Behörde sieht bei allen Päpsten seit dem Zweiten Vaticanum ein "offenes Herz für den ökumenischen Dialog", aber mit verschiedenen Akzenten.  "Grosser Schmerz" über Spaltung in Orthodoxie.

Papst Franziskus legt im Bemühen um die Einheit der Christen den Akzent mehr auf praktische Ökumene. Darauf hat der vatikanische Ökumene-Beauftragte Kardinal Kurt Koch im Gespräch mit österreichischen Medienvertretern in Rom hingewiesen. "Miteinander auf dem Weg sein, miteinander beten und miteinander arbeiten": Das sei die Formel von Franziskus.

Wie Franziskus, hätten alle Päpste seit der Zeit des Vatikanischen Konzils (1962-65) ein "offenes Herz für den ökumenischen Dialog" gehabt. Hier gebe es eine "grossartige Kontinuität", sagte Koch, der seit 2010 das Kurien-Dikasterium zur Förderung der Einheit der Christen leitet. Verschieden seien freilich die Akzente der Päpste  im Ökumene-Bereich. (...)

OR Nr. 31 vom 04.08.2023, S. 4
Kardinal Parolin fordert gleiche Bürgerrechte für Christen in Nahost

Vatikanstadt. Volle Gleichberechtigung für die Christen in den Ländern des Nahen Ostens hat Kardinalstaatssekretär  Pietro Parolin gefordert. Bei einem Gedenkgottesdienst für den in Syrien entführten und verschwundenen Priester Paolo Dall'Oglio sagte Parolin am Samstagabend, 29.07.2023, in der römischen Kirche Sant'Ignazio: "Um mit den Menschen anderen Glaubens in einen ernsthaften Dialog einzutreten, dürfen wir niemals unsere Identität als Christen verstecken, sondern müssen sie in ihrer wahren Dimension zeigen." (...)

Kath. Wochenzeitung Baden 36/2023 September, S. 5
Absolute Mehrheit der Verfolgten sind Christen

Am 22.08.2023 fand der diesjährige "Internationale Tag des Gedenkens an die Opfer von Gewalthandlungen aufgrund der Religion oder der Weltanschauung statt. (...)

Die Statistiken sind alarmierend: Allein im Zeitraum vom 1. Oktober 2021 bis zum 30. September 2022, wie im aktualisierten Weltverfolgungsindex des internationalen Hilfswerks für verfolgte Christen "Open Doors" zu sehen ist, der im Januar 2023 veröffentlicht wurde, wurden tragischerweise mindestens 5'621 Christen weltweit aufgrund ihres christlichen Glaubens ermordert (fünf Jahre vorher: 3'066).

bz Basellandschaftliche Zeitung vom 16.02.2024, S. 21, L. Sommaruga
Aus Not geboren, in Not geblieben
Die erste ökumenische Kirche der Schweiz im solothurnischen Hofstetten-Flüh (Nähe Wallfahrtsort Mariastein) feiert ihr 50-Jahr-Jubiläum

In der Ökumenischen Kirche in Flüh finden katholische und reformierte Gottesdienste statt

Die Ökumenische Kirche Flüh feiert ihr 50-jähriges Bestehen:
https://oekumenische-kirche.ch/Home/

Im Zeitverständnis des Christentums ist das eine kurze Zeit. Doch, dass katholische und reformierte Kirchgemeinden gemeinsam Sache machen, ist ein junges Phänomen. Und während die Zusammenarbeit heute idealisiert wird, ist ihre Entstehung eher pragmatisch begründet.

Im Innern in der Kirche schmucklos. Ein einfacher Holztisch dient als Altar, die Kanzel ist nicht besonders hoch, die Wände kahl, ein schlichtes Holzkreuz. Nur das Licht, das durch die *Mannafenster bricht - blaues Glas mit gelben Punkten -  verleiht dem Raum Farbe. Früher hing an dessen Stelle ein Wandteppich, bis er eines Tages rosarot aus der Reinigung zurückkam. In diesem Raum haben sich die Konfessionen architektonisch auf den kleinsten gemeinsamen Nenner geeinigt.

Musik steht im Zentrum des Jubiläums
Zum Proramm des Jubiläumsjahres sagt Magdalena Welten, Präsidentin der evangelisch-reformierten Kirche solothurnisches Leimental: "Die Musik ist der Schwerpunkt dieses Jubiläums." Geprägt werde das Jubiläumsjahr von vielen musikalischen Gottesdiensten und Konzerten. Weltens  Kirchgemeinde hält regelmässig Gottesdienste in der Kirche in Flüh ab, reformierte und ökumenische.

Doch wofür steht die ökumenische Kirche? Magdalena Welten versucht zu erklären: "Einige Gottesdienste in der Kirche werden katholisch gehalten, einige reformiert und einige gemischt, also ökumenisch. "Aber eine ökumenische Glaubensgemeinschaft an sich gibt es nicht."

Bei den ökumenischen Veranstaltungen entscheidet der Pfarrer, welche Elemente der Gottesdienste auf welche Art zusammengebracht werden. "Die grösste Hürde stellt das Abendmahl oder die Eucharistie dar." Da müssten sich die Verantwortlichen entscheiden, für die reformierte oder die katholische Variante. Einer, der diese Entscheidungen regelmässig trifft, ist **Pfarrer Michael Brunner.

Seit 19 Jahren ist der Pfarrer der evangelisch-reformierten Kirche solothurnisches Leimental in der ökumenischen Kirche tätig. Er erzählt: Viele Veranstaltungen wurden in der ökumenischen Kirche gemeinsam organisiert. Zum Beispiel finde die Vorbereitung zur Firmung und zur Konfirmation gemeinsam statt.

Eine pragmatische (sachbezogene) Geschichte
Brunner erzählt von der stabilen und konstanten Zusammenarbeit der beiden Konfessionen. Damals wie heute bringt die Not die beiden Konfessionen unter dem ökumenischem Dach zusammen. Früher seien die Reformierten nach Biel-Benken gegangen. Das katholische Flüh habe sich eine eigene Kirche gewünscht, seine Gottesdienste jedoch bis in die 1950er-Jahre in der Turnhalle abgehalten.

Der Bau eines gemeinsamen Kirchengebäudes sei daher für die Leute, die in der Region lebten, wünschenswert gewesen. Nicht zuletzt aus finanziellen Überlegungen. Gemäss  Brunner sei das Credo damals gewesen: "Bauen wir die Kirche zusammen, dann haben wir sie zum halben Preis."

Heute teilen sich die Reformierten und die Katholiken in Flüh nicht nur das Gotteshaus, sondern auch das Problem der steigenden Kirchenaustritte. Inzwischen lohne es sich nicht mehr, in jedem Dorf  sonntags einen Gottesdienst abzuhalten, so der Pfarrer. Generell seien die Grenzen zwischen den Konfessionen über die vergangenen Jahre durchlässiger geworden.

Die reformierte Kirche zahlt 80 Prozent des Unterhalts, die katholische Kirche 20 Prozent. Grund für die ungleiche Verteilung der Unterhaltskosten liegt darin, dass die Kirche in Flüh die einzige reformierte Kirche in der Umgebung ist.

*Mannafenster: in den Farben blau und gelb, geschaffen von Samuel Burri. Die Fenster greifen die Erzählung vom himmlischen Manna (Himmelsbrot) auf, das das Volk Israel in der Wüste sättigte.
** Michael Brunner, dipl. Phys. ETH, lic. theol., reformierter Pfarrer

Kath. Wochenzeitung Baden 8/2024, Februar, S. 5, A. Folz
Wer in Europa gläubig ist, wird "immer stärker an den Rand gedrängt und diskriminiert"

CNA Deutsch sprach mit Markus Rode, dem Geschäftsführer von "Open Doors Deutschland", über die zunehmende Christenverfolgung auf der Welt. "Open Doors" ist ein überkonfessionelles christliches Hilfswerk, gegründet im Jahre 1955.

Wie setzt sich "Open Doors" für verfolgte Christen ein? Welche Möglichkeiten gibt es, zu helfen?
"Open Doors" unterstützt verfolgte Christen seit 1955, heute in mehr als 70 Ländern. In vielen dieser  Länder mussten wir die Christen zuerst suchen, da sie aufgrund der massiven Verfolgung in den Untergrund abgetaucht waren. Es hat oft Jahre gedauert, bis wir vertrauensvolle Beziehungen zu Untergrundkirchen, kleinen Gruppen von Christen und vielen isolierten christlichen Konvertiten (zum christlichen Glauben bekehren) ausbauen konnten. Trotz der Gefahren konnten wir schrittweise ein Netzwerk bilden, über das wir einige Millionen der rund 365 Millionen verfolgten Christen heute mit Projekten unterstützen können. Diese Projekte orientieren sich dann immer an den Bedürfnissen der betroffenen Christen. (...)
https://opendoors.de

Wikipedia, Christenverfolgungen im Römischen Reich, 01.03.2024

Als Christenverfolgungen im Römischen Reich wird eine Reihe von Massnahmen zur Unterdrückung des Christentums im Römischen Reich bezeichnet. Sie vollzogen sich zunächst als spontane und lokal oder regional begrenzte, seit dem 3. Jahrhundert dann als kaiserlich angeordnete, gesamtstaatliche und systematische Massnahmen, mit dem Ziel, die neue Religion in ihrem Wachstum aufzuhalten, sie bei der Integration in das römische Gesellschaftssystem zu hindern oder ihre Strukturen dauerhaft zu zerschlagen.

Sie wandten sich gegen alle christlichen Gruppen, auch solche, die die Alte Kirche als Häresien (Ketzereien) ausgrenzte, etwa die Markioniten (Anhänger einer bedeutenden gnostischen Sekte [2. bis 4 Jahrhundert], die das Alte Testament verwarf) und Gnostiker (in der Schau Gottes erfahrene Welt des Übersinnlichen) wie die alexandrinischen Karpokratianer (mit verschiendenne religiösen Lehren, Gnostiker). Sie endeten mit der Mailänder Vereinbarung von 313 (getroffene Vereinbarung, die sowohl Christen als auch überhaupt allen Menschen freie Vollmacht gewährte, der Religion anzuhängen, die ein jeder für sich wählte, spätestens mit der Anerkennung des Christentums als Staatsreligion durch *Theodosius I. (380-391). Mit dem Edikt "Cunctos populos" ("Alle Völker") erhob Theodosius I. das (römisch-alexandrinische) Christentum zur Staatsreligion.
*Letzter Kaiser, der für kurze Zeit das gesamte Römische Reich regierte und faktisch das Christentum zur alleinigen Staatsreligion erhob. Er erliess Gesetze gegen das Heidentum.
https://de.wikipedia.org/wiki/Christenverfolgungen_im_Römischen_Reich

Christenverfolgung im Römischen Reich. Video, 2 Min.:
https://youtube.com/watch?v=8LsKYjXokPg

https://heiligenlexikon.de/BiographienT/Theodosius_I_der_Grosse.html

→Buchstabe R, Rom, altes

Pfarrblatt Kirche heute Nordwestschweiz 11-12/2024 März, S. 28
Die Logos des Christentums (Familienseite)

Wenn es um christliche Symbole und Zeichen geht, fallen euch sicher direkt einige ein. Zum Beispiel das Kreuz. Klar, es steht für das Holzkreuz, an dem Jesus gestorben ist, bevor er auferstand. Oder die Taube als Symbol der Versöhnung mit Gott. Vielleicht kennen einige von euch auch den Fisch. Da wird es dann schon schwieriger. Hat Jesus vielleicht besonders gerne Fisch gegessen? Nicht ganz.

Hier kommen die wichtigsten christlichen Symbole und ihre Bedeutung:

X und P
Die beiden verschachtelten Buchstaben X (gesprochen "ch") und P (gesprochen "r") stammen aus dem griechischen Alphabet und ergeben das sogenannte Christusmonogramm. Es sind die beiden ersten Buchstaben des Wortes Christus. Schon im 2. Jahrhundert benutzten die Christen/innen dieses Zeichen. Es hat also eine längere Tradition als das Kreuz:
https://de.wikipedia.org/wiki/Christusmonogramm

Regenbogen
Der Regenbogen ist das Symbol für die Treue Gottes. Im Alten Testament lesen wir von der Sintflut, die Gott über die Erde geschickt hat. Noah und seine Familie überlebten in der Arche. Als die Flut vorbei war, schuf Gott den Regenbogen als Zeichen des Bundes zwischen ihm und den Menschen. Damit gab er ihnen sein Versprechen: "Ich werde niemals wieder alles Lebendige schlagen, wie ich es getan habe. Niemals, so lang die Erde besteht, werden Aussaat und Ernte, Kälte und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht aufhören." (Genesis 8,21b.22):
https://de.wikisource.org/wiki/Christliche_Symbolik/Regenbogen

Fisch
Das Fischsymbol stammt aus der Zeit der ersten Christen/innen. Sie lebten unter der Herrschaft der Römer, die es ihnen verboten, ihre Religion auszuüben (→siehe vorangehender Artikel: Verfolgung bei Kaiser Theoodius I., 380-391). Deshalb trafen sich die Christen/innen heimlich und ihr Erkennungszeichen war der Fisch. Warum? Es handelte sich dabei um einen Geheimcode! Fisch wird auf griechisch so geschrieben: IXØYE (Aussprache: Ichthys). Die einzelnen Buchstaben stehen dabei für eine Beschreibung Jesu:
I   = steht für das griechische Wort Iesous, was Jesus bedeutet
X  = "ch", steht für Christus
Ø  = "th", steht für Theou, was "Gottes/von Gott" heisst (das O aber mit 
        kleinem Querstrich in der Mitte)
Y   = steht für Ylos, was Sohn bedeutet
E   = "s", steht für Sotär, was Erlöser heisst (eckiges E: Summe von i)
https://de.wikipedia.org/wiki/Fisch_(Christentum))

Insgesamt bedeutet das Geheimwort "Fisch" also : "Jesus Christus, Gottes Sohn und Erlöser."

Weinstock mit Reben
Der Weinstock mit seinen vielen Trauben ist ein Zeichen für Leben in Fülle. Allerdings braucht er einen sehr starken Stamm, damit die Reben mit der grossen Menge an schweren Trauben gut wachsen können. Jesus hat zu seinen Jüngern gesagt: "Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben." (Joh 15,5a) Als christliches Symbol steht er deshalb für die Verbundenheit der Gläubigen  mit Jesus. Er schenkt ihnen Kraft und ihr Glaube trägt Früchte, wenn sie mit ihm verbunden bleiben. 
https://de.wikipedia.org/wiki/Rebstock

Lamm
Im Alten Testament treffen wir auf das Lamm als Opfertier. Es wurde von den Jüdinnen und Juden zum  Pessachfest geopfert. Jesus ist für Christen/innen das Lamm Gottes, weil er sich in bedingungsloser Liebe geopfert hat. 
https://de.wikipedia.org/wiki/Agnus_Dei

Was ist das Pessachfest? Video, 2 Min. 49:
https://planet-schule.de/frage-trifft-antwort/video/detail/was-ist-das-pessach-fest.html

Kath. Wochenzeitung Baden 13/2024 März, S. 5
Bischof Scheurer und "Pro Oriente" prangern Christenverfolgung an

Weltweit werden rund 360 Millionen Christinnen und Christen an der Ausübung ihrer Religion stark gehindert. In elf Ländern findet Christenverfolgung in "exremem Masse" und in 44 Ländern in "sehr hohem Masse" statt.

Titel im Artikel: 
- Die grösste Christenverfolgung in der Geschichte der Welt
- Nordkorea und Afghanistan am schlimmsten?
- Rund 80 Prozent der getöteten Christen in Nigeria
- Starker Druck auf Christen

https://de.wikipedia.org/wiki/Pro_Oriente


→Austritte aus der Kirche            →Freikirchen                    →Deutsche Kirche
→Österreichische Kirche              →Französische Kirche        

Christkatholische Kirche

https://christkatholisch.ch
https://de.wikipedia.org/wiki/Christkatholische_Kirche_der_Schweiz

Altkatholischer Gottesdienst aus Baden-Baden (Video, 55 Min. 22):
https://youtube.com/watch?v=tEscwFWv1Gk

Kath. Wochenzeitung Baden 44/2013, S. 4, Martin Meier
Es gibt ja schon alles!

Etwas verborgen existiert neben der römisch-katholischen Kirche und der evangelisch-reformierten christlichen Gemeinschaft in der Schweiz eine dritte Konfession, die in vielen Kantonen als Landeskirche anerkannt wird. Es handelt sich um die christkatholische Kirche, eine Gemeinschaft, die sich 1876 von der römisch-katholischen Kirche abspaltete, weil sie mit den Beschlüssen des I. Vatikanischen Konzils, insbesondere mit der Lehre von der Unfehlbarkeit des Papstes in Glaubensangelegenheiten, nicht einverstanden war. Im Zeitalter des Kulturkampfes förderten die liberalen und radikalen Kantonsregierungen diese Kirche, die sich bei der grossen Mehrheit der Gläubigen nie besonderer Beliebtheit erfreute. Immerhin, die Christkatholiken gibt es auch heute noch. In einer Werbebroschüre stellen sie sich wie folgt vor:

–  Wir sind eine katholische Kirche
–  Wir sind eine synodale Kirche
–  Wir sind eine geschwisterliche Kirche
–  Wir sind eine fehlbare Kirche
–  Wir sind eine menschliche Kirche
–  Wir sind eine kleine Kirche
–  Wir sind eine ökumenische Kirche
    (Hier ohne Kommentar zu den Titeln)

Pfarrblatt Kirche heute Nordwestschweiz 9/10 2014, Februar, S. 26, Kipa
Christkatholische Kirche

Die christkatholische Kirche ist in einigen Schweizer Kantonen öffentlich-rechtlich anerkannt. Sie ist im Anschluss an das Erste Vatikanische Konzil von 1870 als Protest gegen die Unfehlbarkeit des Papstes (siehe dort) entstanden. Die grössten Kirchgemeinden der Christkatholiken befinden sich in den Kantonen Zürich, Aargau, Solothurn und Basel. Die Bischofskirche der Christkatholiken ist seit 1975 St. Peter und Paul in Bern. Die Mitgliederzahl in der Schweiz liegt laut eigenen Angaben bei etwas über 12’000. Auf internationaler Ebene sind die Altkatholiken – wie sie ausserhalb der Schweiz heissen  – seit 1889 in der Utrechter Union verbunden.

Schweizerische Kirchen-Zeitung 27-28/2017 Juli, S. 369, Martin Spilker
„Vielen Katholiken fehlt der Mut, zu konvertieren“

Annette Studer macht bei der „Gemeinschaft des heiligen Johannes des Täufers“ mit. Diese gehört zur Christkatholischen Kirche der Schweiz. Studer, Mitglied der ersten Stunde, erzählt im Interview mit kath.ch von der Glaubenspraxis der Gemeinschaft und den Sympathien von Katholiken für ihre Kirche. Am 1. Juli tagte in Olten das Generalkapitel der Johannes-Gemeinschaft. Editorial:

Das Verbindende sehen
Wenn dieses Jahr von Ökumene die Rede ist, dann richtet sich der Blick schnell auf die reformierten Kirchen. Auch in der Schweiz werden „500 Jahre Reformation“ nicht als Jubiläum der Trennung, sondern als „Frucht der Geschichte“ gesehen, wie es auf der entsprechenden Homepage heisst. Das kann, will und muss aber nicht über die bis heute trennenden Elemente hinwegtäuschen.

Differenzen standen
auch bei der Entstehung der christkatholischen Kirche Pate. Am I. Vatikanischen Konzil 1870 führten Entscheidungen über die Stellung des Papstes und die Unfehlbarkeit von Lehrmeinungen zu Glaubensinhalten zu einer weiteren Spaltung. Die danach ausgerufenen altkatholischen Bistümer pflegen einen engen Kontakt beispielsweise mit der anglikanischen und orthodoxen Kirche. Christliche Konfessionen, die es auch bei uns gibt.

Die Christkatholiken
sind in der Schweiz eine kleine Minderheit. Die Grösse einer Kirche allein dürfte mit Blick auf Glaubensfragen ja auch kein Kriterium sein. Deshalb lohnt es sich, trotz aller ansprechenden Veranstaltungen zu 500 Jahre Reformation, immer auch ein offenes Auge und Ohr für die Kirchen zu haben, die bei uns nicht so sehr im Rampenlicht stehen.

Trennungen und Spaltungen
sind Früchte der Geschichte. Aber heute? „Die Aufgabe ist, sich immer näherzukommen, indem wir Christus näherkommen“, sagt der Schweizer Kurienkardinal Kurt Koch, gefragt nach einem Ideal von Ökumene. Wenn Christkatholiken der „Gemeinschaft des heiligen Johannes des Täufers“ mit Kapuzinerinnen beten und feiern, ist das ein starkes Zeichen für ein solches Näherkommen. Und es lenkt den Blick darauf, was Christus unterschiedliche Konfessionen verbindet.

Pfarrblatt Kirche heute Norddwestschweiz 24/2018 Juni, S. 5
Christkatholische Nationalsynode in Basel

Am 1. und 2. Juni 2018 tagte die Nationalsynode der Christkatholischen Kirche in Basel. Die Christkatholische Kirche konnte dabei ein besonderes Jubiläum feiern: die 150. Session ihrer Nationalsynode. Die erste Session 1875 hatte die bischöflich-synodale Verfassung für das entstehende Nationalbistum angenommen, mit der die Leitung des Bistums dem Bischof und dem Synodalrat zusammen mit der Nationalsynode übertragen wurde. Der Aufbau der Kirche lehnte sich in vieler Hinsicht an das Vorbild der staatlichen Einrichtungen der Schweiz an und weniger dem katholischen Kirchenrecht. Im Verlaufe der Synode fand auch eine offene Zukunftswerkstatt über die Aufgabe und Bedeutung der Christkatholischen Kirche heute statt. In der Kirchenverfassung wurde neue eine allgemeine Beschwerdeinstanz geschaffen, bei der nicht nur gegen Entscheide von Bischof und Synodalrat rekurriert werden kann, sondern auch gegen Entscheide von Landeskirchen und anderen Kirchenorganen. kh

→Konzil

bz Basellandschaftliche Zeitung vom 24.01.2022, S. 15, D. Hofer
Christkatholiken erleben Zuwachs

Die dritte Landeskirche profitiert von Kirchenübertritten. (...)
Im nächsten Jahr kann die Christkatholische Kirchgemeinde Basel-Stadt ihr 150-Jahr-Jubiläum feiern, sagt der neue Pfarrer von Laufen, Simon Huber. "Wir waren die erste Christkatholische Kirchgemeinde, die staatlich anerkannt wurde", so Bangert. "Uns ist es wichtig, unseren Teil zur Gesellschaft beizutragen."

Der christkatholische Bischof Harald Rein sagt: "Es gibt Übertritte von Personen zu uns, denen der Umgang der Römisch-katholischen Kirche mit gewissen Themen zu schaffen macht." Er denkt dabei etwa an gleichgeschlechtliche Ehen oder mangelnde Demokratie.

Die Christkatholische Kirche ist in vielen Bereichen progressiver als die Römisch-katholische. (....) Wir waren schon immer wenige, und wollen nicht noch weniger werden.

(Schweiz 2021: rund 13'500 Mitglieder. Gottesdienst in Basel: jeweils Sonntag um 10 Uhr, Predigerkirche)

Pfarrblatt Kirche heute Nordwestschweiz 26-27/2022 Juni, S. 2
Christkatholische: ja zur Ehe für alle

"In der Christkatholischen Kirche der Schweiz wird die Ehe zivilrechtlich verheirateter Paare unabhängig von Geschlecht nach den gleichen Ritus eingesegnet und in gleicher Weise in die Eheregister eingetragen." Diesen Antrag hat die christkatholische Nationalsynode am 11.06.2022 in Olten zugestimmt. Die Regelung tritt gleichzeitig mit der zivilrechtlichen Öffnung der Ehe für alle in der Schweiz am 01.07.2022 in Kraft. Die Synode stimmte der Aussage zu, jede Segnung einer zivilrechtlich geschlossenen Ehe zwischen zwei Erwachsenen gleich welchen Geschlechts sei in gleicher Weise sakramental. kh

Pfarrblatt Kirche heute Nordwestschweiz 19-20/2023 Mai, S. 2
Bischöfin für Österreichs Altkatholiken

In der altkatholischen (christkatholischen) Kirche in Österreich wurde bei der Bischofswahlsynode am 22.04.2023 zum ersten Mal eine Frau gewählt. Die 1965 geborene Vikarin Maria Kubin aus Graz erhielt im dritten Wahlgang die notwendige Stimmenmehrheit. Die beiden männlichen Bewerber zogen ihre Kandidatur zurück. Kubin ist damit auch die erste Bischöfin in der Utrechter Union der altkatholischen Kirchen. Die Psychotherapeutin schloss sich 2008 der altkatholischen Kirche an und nahm später ein römisch-katholisches Theologiestudium an der Universität Graz auf, welches sie 2020 abschloss. 2017 wurde sie zur Diakonin, 2019 zur Priesterin geweiht. kn

Pfarrblatt Kirche heute Nordwestschweiz 43-44/2023 Oktober, S. 2
Christkatholischer Bischof tritt zurück

Bischof Harald Rein, Geistliches Oberhaupt der Christkatholischen Kirche der Schweiz, hat nach 14-jähriger Amtszeit altershalber seinen Rücktritt auf den 30.11.2023 erklärt, wie aus einer Presseerklärung vom 15.10.2023 hervorgeht. Der öffentliche Verabschiedungsgottesdient findet am Sonntag, 29.10.2023, um 16 Uhr in der Kirche St. Peter und Paul in Bern statt. Die Verfassung der Christkatholischen Kirche sieht eine sechs- bis zwölfmonatige Sedisvakanz unter einem vom Synodalrat ernannten Bistumsverweser. vor. Das komplexe Wahlverfahren mit Einbezug des ganzen Kirchenvolkes beginnt mit dem Eintreten der Vakanz und findet seinen Abschluss mit der Wahl durch die Nationalsynode am 24.05.2024 in  Aarau. kn

Pfarrblatt Kirche heute Nordestschweiz vom 13.01.2023, 3/4, S. 28, Marcella Criscione
Katholische Revolte

Die Christkatholische Kirche in der Schweiz entstand - wie sollte es anders sein - wegen Meinungsverschiedenheiten. 1870 beschloss die röm. kath. Kirche in Rom zwei Dinge: Erstens, dass der Papst die oberste rechtliche Gewalt der Kirche hat und zweitens, er in Glaubensfragen allein verbindliche Entscheidungen treffen darf. Das führte zu grossem Widerstand unter einigen Gläubigen, die für ihre Meinung sogar aus der Kirche ausgeschlossen wurden. Es gründeten sich daraufhin in einigen Ländern Altkatholische Kirchen, die sich auf die alte Kirche bezogen, wie sie vor dem grossen Streit war. Das heisst, dass die Kirche nicht einzelne mächtige Männer hat, die entscheiden, sondern dass eine Kirchenversammlung entscheidet. In der Schweiz nennt sich diese Kirche, die am 1. Dezember 1872 gegründet wurde, Christkatholische Kirche. Heute gehören etwa 13'500 Menschen dieser Konfession an. Jedes fünfte Mitglied lebt im aargauischen Fricktal. In der Region gibt es zudem eine christkatholische Kirchgemeinde in Basel-Stadt und deren vier im Kanton Baselland.

Anders katholisch. Die Christkatholiken sind bekennende Katholiken. Es gibt Messfeiern, Predigten und die gleichen sieben Sakramente. Katholisch definieren sie im ursprünglichen Sinn: Es meint die Gesamtheit aller Christen. So ist die christkatholische Kirche sehr ökumenisch ausgerichtet und pflegt gute Beziehungen zu verschiedenen anderern Kirchen. Einen Papst gibt es jedoch nicht, denn die frühkirchliche Tradition kannte keine "höheren" Positionen als den Bischof. In der christkatholischen Kirche dürfen die Geistlichen heiraten und eine Familie haben, auch Geschiedene dürfen wieder kirchlich heiraten. Ausserdem sind Frauen gleichgestellt und dürfen alle Ämter ausüben, also auch Priesterin oder Bischöfin sein. Dies war aber nicht von Anfang an so. Die erste Diakonin wurde in der Schweiz 1987 geweiht, die Möglichkeit der Weihe zur Priesterin und Bischöfin wurde in der Schweiz 1999 beschlossen. In der Altkatholischen Kirche stand es jeder Landeskirche offen, ob und wann sie die Weihe von Frauen zulässt. Der jüngste Unterschied besteht darin, dass seit dem 1. Juli 2022 gleichgeschlechtliche Paare in der Kirche heiraten dürfen.

Wie funktioniert die Christkatholische Kirche? Die Strukturen der christkatholischen Kirche und die Art, wie sie Entscheidungen trifft, dürften der grösste Unterschied zur katholischen Kirche sein. Themen, wie die Ehe für alle, diskutiert und entscheidet die Nationalsynode mit dem Bischof. - Sie leitet die Chritkatholische Kirche der Schweiz und besteht zu einem Drittel aus Geistlichen und zu zwei Dritteln aus Laien, also nicht geweihten Menschen aus den Kirchgemeinden. - Die Mitglieder müssen von den Kirchgemeinden gewählt werden. Die Nationalsynode wählt auch den Bischof. Dies ist 2024 nach dem Rücktritt des aktuellen Bischofs der Fall. Die Chancen besteht, dass erstmals eine Bischöfin gewählt wird. Der Bischof kann ohne die Beratung und die Zustimmung der Synode kaum Beschlüsse fassen. Vorbehalten ist ihm die Weihe von Priester/innen, Diakon/innen und Bischöfen anderer altkatholischen Kirchen. Zusammen mit dem Synodalrat, quasi einer Geschäftsführung, führt der Bischof die laufenden Geschäfte. - Auch in der röm.-kath. Kirche gibt es mittlerweile vorsichtige Versuche eines synodalen Miteinanders. Viele der Vorschläge gehen in eine ähnliche Richtung, wie sie in der christkatholischen Kirche bereits umgesetzt werden. 

Christusstatue in Rio de Janeiro

https://vaticannews.va/de/welt/news/2021-10/brasilien-christusstatue-entstehungsgeschichte.html

Christusstatue in Rio de Janeiro, Video, 5 Min. 47:
https://youtube.com/watch?v=PnbDMW6LjQ4

Kath. Wochenzeitung Baden Nr. 3 vom 18. Januar 2013, S. 9

Im Jahre 2012 wurde ein neuer Besucherrekord auf dem Corcovado (710 m hoch)aufgestellt: 2,2 Millionen Personen besichtigten die Christusfigur, eine halbe Million mehr als im Vorjahr. Der katholische Weltjugendtag in Rio de Janeiro findet vom 23. bis 289. Juli statt. Mit Sicherheit wird der Papst mit einem Helikopter eine Runde um den Christus drehen, sagte Erzbischof Orani Joao Tempesta. Geplant sei, dass sich ständig 25 bis 30 Jugendliche während der Jugendtage auf der Aussichtsplattform der Statue sowie in einer kleinen Kapelle im Sockel des Monumentes aufhalten. Die Gebetswachen sollen rund um die Uhr stattfinden.

https://www.explorer.de/reiseziele/mittel-und-suedamerika/brasilien/christus-statue.html

Circus Maximus im alten Rom

https://kinderzeitmaschine.de/antike/rom/lucys-wissensbox/roemische-bauten/was-geschah-im-circus-maximus/
https://rom-tourist.de/sehenswuerdigkeiten/circus-maximus/

Diese grösste Rennbahn des Römischen Reiches hatte folgende Masse: ca. 620 x 150 m, Rennbahn selber 580 x 79 m. Die Wagenrennen liefen über 7 Runden, d. h. das ergab rund 8 km. Mit 2er-, 3er- und 4er-Gespan. Die Runden wurden jeweils angezeigt durch Kugeln oder Delphine. In diesem Circus hätte die Peterskirche in der Rennbahn gut 3-mal Platz gehabt (mit 187 m Länge). Ebenso das Kolosseum 3-mal mit einer Länge von 188 m). Die Zuschauerkapazität betrug 150’000 bis 200’000 Personen, anderen Angaben zufolge bis 350’000. Auch Frauen hatten ohne weiteres Zutritt und es gab, im Gegensatz zum Kolosseum, keine Rangordnung. Man vergleiche: Das grösste Fussballstadion der Welt, es heisst  „1. Mai“ (Stand März 2013), ist in Pjöngjang (Nordkorea) mit 150’000 Zuschauerkapazität, das zweitgrösste „Yuba Bharati Krirangan“ befindet sich in Kalkutta/Indien mit 120’000 Zuschauern.

Die sich den ganzen Tag konkurrenzierenden Renngruppen hatten weiss, blau, rot und grün als Kennzeichen. Ein Wagenfahrer, der im Verlaufe seiner Karriere über 1’000 Siege verbuchen konnte, war sicher Millionär. Ein erfolgreicher Gladiator im Kolosseum stand ähnlich da, er wurde nach 3 Jahren ununterbrochenen Siegens sogar frei.

OR Nrn. 32/33 vom 8. August 2014, S. 5
Circus Maximus war angeblich nicht grösste römische Arena

Der Circus Maximus in Rom (unterhalb des Palatin, hinter der Kirche S. Maria in Cosmedin) ist nach neuesten archäologischen Erkenntnissen nicht die grösste Arena für Wagenrennen im Römischen Reich gewesen. Ausgrabungen an der Kirche „Santa Croce in Gerusalemme“ (hinter dem Bahnhof Termini bzw. der Porta Maggiore) in Rom ergaben, dass der sogenannte Circus Varianus grösser war als bislang angenommen. Mit 630 Metern sei die unter Kaiser Caracalla (211-217) begonnene Anlage 9 Meter länger als der Circus Maximus gewesen, sagte die Leiterin der römischen Antikenbehörde gegenüber der italienischen Tageszeitung „La Repubblica“. – Der Circus Varianus ist nach dem Nachfolger Caracallas, Kaiser Elagabal (218-222), benannt, der den Bau vollendete (Sein Name: Marcus Varius Avitus Bassianus Aurelius Antoninus Heliogabalus). Die Arena war Teil des sogenannten Sessoriums, einer palastartigen Villenanlage im Südosten der antiken Stadt. In der zweiten Hälfte des dritten Jahrhunderts wurde die Aurelianische Mauer, die antike Befestigung Roms, mitten durch die Zuschauerränge gebaut. Die Überreste des Circus Varianus können ab 27. Juli 2014 besichtigt werden. Die Führungen beginnen jeweils um 19 Uhr. – Das letzte Rennen im Circus Maximus fand 549 unter dem Ostgotenkönig Totila statt. Die Ruinen der Rennbahn bestehen heute hauptsächlich aus den starken Stützmauern, auf denen sich einst die Sitzreihen befanden.

Heinrich Nauer, 1300 Jahre Rom, Seite 102:
Elagabal (218-222). Ohne die Anerkennung des Senats abzuwarten, legte sich der 14-jährige Kaiser die Beinamen Pius Felix Augustus bei, was von den späteren Kaisern nachgeahmt wurde.  Da er sich auf den Münzen „Priester des Sonnengottes Elagabal“ nennen liess, ging er als Kaiser Elagabal in die Geschichte ein. Er war ein Lüstling, der derart geschmückt und geschminkt auf dem Palatin einzog, dass sich die Römer entsetzten. Die Regierung überliess er der Grossmutter und der Mutter, die beide als Augustae („Die Erhabene“) im Senat ihre Plätze einnahmen. Der Kaiser konnte seiner Grossmutter, seiner Mutter, seiner Schwester, seinen Töchtern oder seinen weiblichen Verwandten diese Ehrenbezeichnung verleihen. Seinem Gott Baal (semit. Wetter- und Himmelsgott), den er zum obersten Gott Roms erklärte, liess der Kaiser zwei Tempel errichten, einen auf dem Palatin und den anderen bei der heutigen Porta Maggiore. Nachdem sich Elagabal von seiner ersten Frau Julia Paula getrennt hatte, heiratete er Aquila Severa, eine Vestalin (jungfräuliche Priesterin, die das ewige Feuer  mit anderen fünf im Forum Romanum hütete und zur Keuschheit verpflichtet war). Diese Heirat erregte den Unwillen des Volkes. So liess er sich wieder scheiden. Zum Gardepräfekt ernannte der Kaiser einen Tänzer, zum Präfekten der Wache einen Wagenlenker und zum Präfekten der Kornversorgung einen Haarschneider! Wer sich zu Ausschweifungen auszeichnete, gelangte zu Ehren. Der Kaiser feierte auch die unglaublichsten Feste: er spannte Löwen, Tiger und Elefanten, ja sogar nackte Mädchen vor seinen Wagen und liess sich im Gewand der Gottheit durch Rom fahren. – Inzwischen war auch sein Vetter Alexianus zum Kaiser erhoben worden. Elagabal suchte ihn zu beseitigen, was ihm aber nicht gelang. Da der Senat auf der Seite von Alexianus stand, jagte er alle Senatoren aus der Stadt. Die Garde selbst setzte dem unsinnigen Treiben ein Ende; am 1. Januar 222 wurde er samt seiner Mutter enthauptet; ihre Leichen wurden durch die Strassen geschleift und in den Tiber geworfen. Mit Elagabal musste auch sein Gott aus Rom verschwinden. Nach dem Tod Elagabals übernahm sein Vetter Alexianus die Regierung. Sein Name: Marcus Aurelius Alexander Severus (222-235).

https://de.wikipedia.org/wiki/Circus_Maximus

→Obelisk       
→Kolosseum          
→Petersdom/-kuppel
→Rom, Altes

Conciliazione, Via della (Prachtsstrasse zum Petersplatz)

Via della Conciliazione

→Startseite, Vatikan: Postbote. Hier sind sämtliche Hausnummern und Adressen dieser Strasse vorzufinden.

Geschichte:
https://romasegreta.it/borgo/via-della-conciliazione.html
https://fr.wikipedia.org/wiki/Via_della_Conciliazione
https://selvajournal.org/article/via-della-conciliazione/
https://de.wikipedia.org/wiki/Santa_Maria_in_Traspontina
https://raiplay.it/programmi/laviadellaconciliazione

Via della Conciliazione, 1924-2014, Video, 8 Min. 13:
https://youtube.com/watch?v=GKqD-mu_c1M

Geschichte der Via della Conciliazione mit Text und Bildern:
https://trastevereapp.com/spina-di-borgo/#:~:text=La%20piazza%20si%20trovava%20esattamente.poi%20venne%20detta%20Borgo%20Nuovo.

Die Via della Conciliazione (Strasse der Versöhnung) wurde auf Vorschlag des Städteplaners Marcello Piacentini gebaut. Der erste Hub erfolgte durch Benito →Mussolini am 28. Oktober 1931. Sie wurde fertig erstellt zum Heiligen Jahr 1950. 600'000 m3 mussten abgerissen werden, davon vier Kirchen, um der neuen Sttrasse Platz zu machen. Den Namen erhielt sie vom Journalisten Franco Franchi.

conciliazione neu1

Cyber-Mobbing

https://de.wikipedia.org/wiki/Cyber-Mobbing

Vatikanstadt. Eine internationale Beobachtungsstelle für Cyber-Mobbing soll im  Vatikan eingerichtet werden. Eine entsprechende Initiative wurde am 08.11.2018 im Vatikan angekündigt. Träger des Projekts seien die von Papst Franziskus gegründete Stiftung „Scholas Occurrentes“ und die italienische Carolina-Stiftung. Ziel des „International Cyberbullying Observatory“ (ICO) solle sein, „weltweit Informationen zu sammeln, konkrete Vorschläge auszuarbeiten und die Politik zu ermutigen, dieses Phänomen zu verhindern“, so der Vorsitzende der Scholas-Stiftung, José María del Corral, ein argentinischer Theologe und Lehrer.

Genauer vorgestellt werden soll das Projekt bei einem Kongress im April, an dem voraussichtlich Repräsentanten von rund 50 Universitäten, von Telekommunikations- und Internetunternehmen sowie 30 Regierungsvertreter teilnehmen werden. Vorarbeiten würden derzeit bei einem Treffen in Castel Gandolfo geleistet. Dazu gehöre auch eine globale Umfrage via Internet, die in Kürze gestartet werden solle, zu entsprechenden Erfahrungen von Schülern und Studenten.

Die von Franziskus gegründete und an der päpstlichen Akademie der Wissenschaften angesiedelte Stiftung „Schola Occurrentes“ kümmert sich weltweit um zahlreiche Bildungsprogramme für Kinder und Jugendliche. Zu ihrem Netzwerk gehören nach eigenen Angaben über 440’000 Schulen weltweit.

Die Stiftung „Carolina“ erinnert an Carolina Picchio, das erste italienische Opfer von Cyber-Mobbing. Die damals 14-Jährige hatte sich im Januar 2013 das Leben genommen, nachdem sie auf Facebook wegen eines Party-Videos gemobbt worden war.

C8 Kardinalsrat

→Kardinalsrat